Schnittmenge Ausbilder_Azubi

Methode: Menschen verbinden – Damals wollte ich unbedingt den Mofa-Führerschein!

In manchen Betrieben sind die Ausbilder routiniert, weil sie bereits seit Jahren ausbilden.

Im Laufe der Zeit ist es dir, z.B. als Personalentwickler oder Ausbildungsleiter gut gelungen, deine Ausbilder und deine Auszubildenden zu verbinden, um die Arbeitsfähigkeit und die Motivation zu sichern. Vielleicht moderierst du regelmäßige Arbeitskreise, oder bist aktiv im Gespräch zu diesem Thema? Fein, alles supi, wie man jetzt so sagt.

In anderen Betrieben ist das Thema Ausbildung neu, oder einfach zu lange her, oder es hatte bisher eine weniger hohe Priorität. Das kann dazu führen, dass entweder der Auszubildende, der Ausbilder, oder sogar beide keinen Bock auf Ausbildung haben.
Du hörst die Ausbilder lamentieren, dass die Azubis sowieso alle faul sind, und nichts mehr leisten wollen. Während dir der Azubi sein Herz darüber ausschüttet, dass er das Gefühl hat, eher ein Klotz am Bein zu sein, oder erst gar nicht erwünscht ist. Sich sogar auch unverstanden fühlt.
Nun mag sicher auch in einzelnen Fällen an beiden Sichtweisen etwas dran sein, das will ich gar nicht abstreiten. Es gibt ja so spezielle Fälle.

Für mehr Verständnis untereinander möchte ich dir die folgende Übung vorstellen, die voraussetzt, dass du beide Gruppen möglichst zu Beginn der Ausbildung in einem Raum zusammenbringst, und zumindest einen Teil der Einführungsveranstaltung für beide Gruppen gemeinsam planst. Das muss nicht am 1. Tag sein, sollte aber innerhalb des 1. Monats stattfinden. Neben der üblichen Vorstellungsrunde, und dem Austausch gegenseitiger Erwartungen sollte hier noch mehr drin sein.

Die unten beschriebene Methode bietet sich an, wenn du möglichst ALLE deine neuen Auszubildenden und deren Ausbilder GEMEINSAM einlädst. Je nach Zeitbudget kann so eine Einführungsveranstaltung zwischen 3 Stunden und 2 Tagen dauern. Das hängt davon ab, welche Informationen du vermitteln möchtest.
Wirklich gut funktioniert es, wenn du mindestens 10 Auszubildende und deren Ausbilder dazu einlädst. Das ist eine Gruppengröße, die viel Spaß macht und viel Austausch bringt.

Den Ausbildern wird zusätzlich zur klassischen Veranstaltungseinladung noch ein weiteres Dokument mit Vorbereitungsfragen zugeschickt:

Versetzen Sie sich mal in meine Lage

Erinnern Sie sich bitte an Ihre eigenen „Lehrjahre“ oder Ausbildungsjahre.

Machen Sie sich zu den folgenden Fragen Ihre Notizen und bringen Sie diese bitte zum Seminar mit.

1. Wer waren damals Ihre Idole?
2. Wer waren Ihre Vorbilder?
3. Welche Träume und Ziele hatten Sie damals?

Und natürlich möchten wir wissen, wie Sie damals ausgesehen haben! 

Bringen Sie deshalb bitte ein Foto von sich mit, das aus dieser Zeit stammt. Versehen Sie dieses Foto bitte auf der Rückseite mit Ihrem Namen und legen Sie es in einen Umschlag, den Sie zu Beginn des Seminars bei den Trainern abgeben. Bitte das Foto nicht Ihrer/Ihrem Auszubildenden zeigen!

Das Foto tritt am Ende des Seminars gemeinsam mit Ihnen wieder die Heimreise an!

Hinweis für Trainer, nicht weitersagen:

Am besten ist es, wenn die Bilder so unterschiedlich sind, dass nicht auf den 1. Blick klar ist, wer wer ist. Das ist natürlich nur der Fall, wenn die Ausbildung schon sehr lange zurück liegt. Dabei gab es schon Bilder aus den 50er und 60er Jahren. Wilde 70er Fotos. Das ist immer ein großer Spaß für alle.

Die Auszubildenden erhalten den folgenden Fragebogen zur Vorbereitung:

Ihre Vorbilder und Ziele?

Machen Sie sich zu den folgenden Fragen Notizen und bringen Sie diese bitte zum Seminar mit.
1. Wer sind Ihre Idole?
2. Wer sind Ihre Vorbilder?
3. Welche Träume und Ziele haben Sie?

Meine Erfahrung aus mehreren Gruppen hat gezeigt, dass es ganz gut ist, wenn du die Fotos der Ausbilder vor der Veranstaltung einsammelst. So hast du sie ganz sicher während der Veranstaltung zur Verfügung.

Die Vorgehensweise gliedert sich in drei Teile:

1. Auswertung der Galerie
2. Ausbilder und Auszubildende finden Gemeinsamkeiten (Schnittmengen) und Unterschiede.
3. Gesamtauswertung

1. Auswertung der Galerie

Historische Galerie

Hänge die Überschrift ‚Nostalgie-Galerie‘ und alle Bilder der Ausbilder an eine Pinnwand.
Die Azubis suchen in der Nostalgie-Galerie nach den eigenen Ausbildern: Wer ist mein Ausbilder? Wie könnte mein Ausbilder damals ausgesehen haben?

Dann schreiben die Auszubildenden den Namen des Ausbilders auf einen Klebezettel und heften ihn an oder neben das Bild. Manchmal stehen am Ende auch 2-3 Namen bei einem Bild. Dann ist es besonders spannend zu erfahren, wer denn nun wer ist.
Diese Runde dauert etwa 5 Minuten. Wenn alle ihre Einschätzung abgegeben haben, dann treten die Ausbilder gemeinsam mit ihren Auszubildenden an die Pinnwand und zeigen die richtige Lösung.
Hier solltest du noch weitere 5-10 Minuten einplanen, weil beide hier schon mal auf lockere Weise ins Gespräch kommen. So hast du die Teilnehmer geöffnet für die nachfolgende Runde.

2. Ausbilder und Auszubildende finden Gemeinsamkeiten (Schnittmengen) und Unterschiede

Jedes ‚Paar‘ aus Ausbilder und Azubi bekommt ein blanko Flipchart und ein paar farbige Marker. Mit diesem Chart suchen sich beide eine ruhige Ecke. Das Flipchart legen die beiden quer vor sich hin. Dann werden zwei Kreise mit einer Schnittmenge gezeichnet. Erstellen Sie dazu eine Vorlage und hängen Sie sie im Raum aus.

Schnittmenge Ausbilder_Azubi

Gib den Paaren 15 Minuten Zeit für den Austausch untereinander.
Wichtig: Der Ausbilder versetzt sich gedanklich zurück in seine Ausbildungszeit!
Während einer der beiden seine Überlegungen aus der Vorabaufgabe vorträgt, skizziert oder scribbelt der andere diese Ideen aufs Chart. Also der Ausbilder für dne Azubi und umgekehrt.

Das können sowohl Stichworte, als auch kleine Zeichnungen sein. Beide können beschließen, dass sie sich zuerst austauschen, und dann die Schnittmenge füllen, oder dies bereits im Gespräch machen. Ich habe oft erlebt, dass die Schnittmengen einfach vergrößert werden. Werden sie am Anfang akkurat angelegt, während man darauf achtet, zwei möglichst gleich große Kreise zu zeichnen, so wird die Schnittmenge dann mittendrin mit bunten Stiften einfach ganz selbstbewusst vergrößert.

Es macht viel Spaß, das zu beobachten. Außerdem zu erleben, wie beide langsam lockerer werden, ins Gespräch kommen, und den anderen gar nicht mehr als Alien betrachten.

Es gibt auch die ‚anderen‘ Fälle, bei denen du dann besonders ein Auge drauf haben solltest. Die Fälle, bei denen es keine Gemeinsamkeiten gibt, und das Gespräch sehr stockend, geradezu eisig verläuft. Das kann sowohl am Ausbilder, als auch am Azubi liegen.
Meine Erfahrung ist, dass wir hier auch schon hellhörig wurden. Stichwort ‚Probezeit‘ mit der Frage, ob es hier einen Ausbilderwechsel geben sollte, oder der Azubi in einem anderen Beruf einfach besser aufgehoben wäre.

3. Gesamtauswertung

Bitte alle Teilnehmer wieder zurück ins Plenum, in einen Stuhlkreis.

Bitte nur die Auszubildenden, mit ihren Stühlen ein wenig nach vorne zu rücken, um einen Fishbowl zu bilden. Schreibe Sie die folgenden Fragen auf ein Flipchart:

1. Welche Gemeinsamkeit mit meinem Ausbilder hat mich am meisten überrascht? Und warum?

2. Welchen aktiven Beitrag wollen Sie leisten, damit Sie Ihre Ausbildungsziele auch sicher erreichen?

 

Nach etwa 10 Minuten Diskussion bittest du die Auszubildenden wieder zurück in den Kreis.

Fishbowl mit Ausbildern. Schreibe die folgenden Fragen für die Ausbilder auf ein Flipchart:

1. Welche Gemeinsamkeit mit meinem Azubi hat mich am meisten überrascht? Und warum?

2. Welchen Profitipp geben Sie den Auszubildenden mit auf den Weg, damit die Ausbildung gelingt?  ODER: Was ist Ihr aktiver Beitrag zum Gelingen der Ausbildung?

Es wäre perfekt, wenn du als Trainer diese Aussagen auf mehreren Pinwänden festhalten, bzw. visualisieren könntest.
Stichwort: Graphic Recording. Diese Ergebnisse können dann am Ende abfotografiert und mitgegeben werden, und bieten immer wieder Anknüpfungspunkte, und wertvolle Hinweise, auch im Verlauf der Ausbildung.

Reflexion der Methode

Inhaltlich erreichst du hier sehr schnell die Themen Beurteilung, Anforderungen und Hilfsmittel zur Ausbildung. Das Thema Rechte und Pflichten bietet sich ebenso an. Selbstverständlich kannst du auch ganz andere Fragen zur Auswertung stellen.

Für welche Fragen du dich auch entscheidest, bleibt dir überlassen. Wichtig finde ich nur, dass du nach der Partnerübung eine große Auswertungsrunde anmoderierst. Hierbei sollten nicht die Sensationsgelüste im Mittelpunkt stehen, wer wie viele Gemeinsamkeiten, oder ungewöhnliche Hobbies hat, sondern hier sollten weiterführende Fragen in Bezug auf die Ausbildung besprochen werden.

Wenn das für alle Beteiligten o.k. ist, dann können die Charts mit den Schnittmengen auch als neue Galerie im Raum ausgehängt werden. Die Nostalgie-Galerie mit den Ausbilderfotos verschwindet bei mir immer. Das passiert in dem Moment, in dem sich Ausbilder und Azubi zusammensetzen. Dann nämlich nehmen die Ausbilder ganz selbstverständlich ihre Bilder von der Wand und lassen sie wieder in ihren Taschen verschwinden. Ich finde das o.k., denn die Galerie hat ihren Zweck erfüllt.

Hast du diese Methode auch schon mal eingesetzt? Was sind deine Erfahrungen?
Ich freue mich über deine Kommentare dazu.

Gruß von Sandra Dirks

 

Ganz lieben Dank, dass du diesen Beitrag teilst!

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