
Seid Merk-Würdiger, bitte!
Ich habe einen Laden entdeckt, der ein Fest ist für AL-Trainer, Suggestopäden und überhaupt Trainer, die mit aktivierenden oder merk-würdigen Methoden arbeiten.
Es ist ‚Tiger‘, eine dänische Filialkette, die echt billig ist, ob auch preiswert, das kann ich noch nicht sagen. Die jedenfalls allerlei merkwürdiges Zeug anbietet. Ein schöner Laden, schön hell und aufgeräumt. Ich mag das. Ein paar Schreib- und Spielwaren, Bad- und Küchenzubehör, das ich als solches dort nicht benutzen würde, aber im Seminar schon.
Wenn ich durch solche Läden laufe, dann fallen mir 1000 Dinge auf, die ich im Seminar, und mittlerweile auch im Webinar einsetzen kann. Manches nur eher als Anschauungsobjekt. Manche Teile, um mich merk-würdig zu verkleiden. Einige Teile, um mit den Teilnehmern damit aktiv zu werden, z.B. Wurfgeschosse, Spielmaterialien. Ein bunter Mix.
Bevor ich bei meinem letzten Einkauf mit dem Zeug aus dem Laden entschwinden konnte, erlebte ich eine kuriose Szene, die mir wieder zeigt, dass wir, die, die mit solchen Materialien arbeiten, immer noch Exoten sind. Aus diesem Grund der Blogbeitrag mit dem Appell:
„Mach doch unbedingt auch mal etwas Merk-würdiges!!!“
Ich ging an die Kasse und kippte meinen Korb auf dem Kassentisch aus. Die Kassiererin sagte freundlich aber bestimmt: „Ah, da ist wieder jemand, der Zubehör für einen Adventskalender gekauft hat.“
Eigentlich geht sie das ja nix an, aber ich dachte, dass ich mal ehrlich antworte.
Ich, freundlich: „Nö, das ist für meine Seminare.“ – Manchmal bin ich ehrlich, auch wenn ich das im nächsten Moment schwer bedaure. Also dachte ich mir nichts dabei, erwartete aber die typische Reaktion, die ich in so einem Fall immer erlebe.
Eine vor Freude quietschende Frau, die laut ausruft: „Oh, wie herrlich, das ist ja toll. Schade, dass ich nicht dabei bin. Bei uns hat sich ja früher niemand so viel Mühe gemacht.“ oder „Oh ja, ich war da auch mal auf so ’nem Seminar, das war sooo toll.“
Du weißt ja, ich liebe Komplimente, so erwartete ich es auch hier. Aber es passierte genau das Gegenteil. Die Kassiererin schnaubte angewidert durch die Nüstern. Du kennst das, wenn ich mich z.B. vor Rosenkohl ekele, dann blähen sich die Nasenlöcher so auf und stülpen sich fast nach außen.
Sie blaffte mich an: „Für Seminare? Was sind das denn für Themen?“ – Ich antwortete verstört: „Aaalle!“ – „Hä? Was soll das denn?“ – Sie scherzte nicht, sondern schnaubte angewidert bei jedem Artikel, den sie einscannte, und sagte immer wieder: „Tse, für’n Seminar, gibt’s ja nicht!“ – Ich stand auf der anderen Seite und starrte sie an. Ich hätte die Reaktion sehr gut verstanden, wenn ich gesagt hätte:
„Nee, nicht für den Adventskalender, ich drehe zu Hause mit meinen Mitbewohnern Hardcore-Pornos, da passt das prima dazu. By the Way, bekommen Sie noch mal diese gelbglitzernde Bananenverpackung aus stabilem Kunststoff für ’nen Euro?“
Aber trotzdem, dass sie das so aufregte, das konnte ich nicht verstehen. Ebenso wenig wie sie mich verstehen konnte, verstand ich ihre Unverständnis. Ich ärgerte mich, dass ich ehrlich geantwortet hatte, und dachte wie immer in solchen Situationen: „Du blöde Kuh!“
Und noch viel schlimmere Dinge, für die ich jetzt die Tastatur auswaschen müsste, wenn ich sie hier aufschriebe.
Dazu setzte ich das passende Gesicht auf warf ihr meine EC-Karte auf den Kassentisch. Eine Geste, die ich selbst als Verkäuferin bei Kunden immer gehasst hatte, weil sie für mich null Wertschätzung der Person zeigt. Eine kleine Genugtuung für mich in diesem Fall. Sorry.
Mir zeigt die Reaktion der Verkäuferin einfach, dass es immer noch viel zu viele Menschen gibt, die Lernen auf eine Weise ernst nehmen, die langfristig dazu führt, dass Lernen eben nur Pein und kein Spaß ist. Schade.
Dabei wünsche ich mir, dass auch mal Dozenten für Buchführung diese feierliche Brille aufsetzen, wenn sie das GuV-Konto abschließen, und einen Gewinn verzeichnen.
Sich aber auch einen Strick um den Hals legen, wenn es ein Verlust ist. deutlicher kann es doch nicht sein, um den Teilnehmern zu zeigen, dass das eben nicht nur Zahlen sind, sondern auch Emotionen.
Wir müssen doch alles geben, damit Themen ankommen. Wenn wir uns dafür zum Clown machen müssen, na gut. Das Wichtigste ist doch, dass die Themen verstanden und behalten werden. Trainings und Seminare sind keine Nice-to-Have-Events. Sie müssen Wissen transportieren, anwendbares Wissen.
Jetzt willst du wissen, was ich gekauft habe? Nix Dolles, aber hier mal ein Einblick. Nicht der Rede wert, aber für den einen oder anderen merk-würdigen Moment sehr wertvoll.
Das musste ich einfach haben. Headset und Mikro für Webinare. 😉
Das ist echt abgefahren: Mit diesen coolen Finger-Discolampen kann man besonders wichtige Inhalte noch mal hervorheben. Besonders effektvoll muss das ausnahmsweise auf dem von mir verhassten Whiteboard aussehen. Damit lässt sich schon einiges näher beleuchten.
Von vorn muss man es vielleicht nicht unbedingt betrachten.
Aber ich lass mich gerne auch von der Pinnwand betrachten. Och, wie süß!
So’n Hirn geht ja immer. Für drei Euro ist das ein super Wurfgeschoss mit vielerlei Anwendungsmöglichkeiten. Muss mit.
Och, wie süß! Vielleicht als weihnachtlicher Badges-Ersatz? 😉
Wie ist das denn bei dir mit den merk-würdigen Trainingsmaterialien? Was du denn kurioses im Trainerschrank?
Lass mal hören, schreib es mir doch einfach schnell in die Kommentare.