Sandra Dirks - die Teilnehmer abholen, wo sie stehen

Teilnehmende an die Hand nehmen: Wie weit gehst du in Training und Webinar?

„Man muss die Teilnehmenden dort abholen, wo sie stehen. Punkt.“

Wer kennt ihn nicht, diesen Satz, den man in jeder guten Ausbilder- oder Trainerqualifizierung nicht nur einmal hört. Ganz sicher steht der Satz in sämtlichen Nachschlagewerken, zeitgenössischer Trainerliteratur.

Ich gebe zu, einen ähnlichen Satz habe ich auch dereinst im Humorkochbuch formuliert. Einfach, weil es so ist. Undenkbar, den falschen Gag in der falschen Gruppe abzufeuern oder eben einfach einen Teilnehmer mit seinem Lernbedürfnis an irgendeiner Stelle zurück zu lassen. Soweit so gut.

Ich habe den Satz immer sehr ernst genommen und mir darüber Sorgen gemacht, ich könne wohl jemanden zurücklassen und man könne es mir schwer anlasten. 

„Das mindert den Applaus am Ende.“, so dachte ich immer.
Das ist mein persönlicher Supergau, weniger oder gar keinen Applaus, nur weil ich irgendjemanden irgendwo vergessen habe. Darum mache ich mir immer einen genauen Ablaufplan, der sich an den Lernzielen orientiert. 

Mal abgesehen von den Lernzielen, gibt es aber auch noch andere Dinge, die wir bereitstellen müssen, damit sich unsere Teilnehmenden wohlfühlen

Da gibt es die Dinge, die mir Spaß machen, wie z.B. den Raum vorzubereiten, alle Materialien bereitzustellen, alle Flipcharts aufzuhängen. DAS, was mir am meisten Spaß macht. Die anderen Sachen, DIE, die für das Wohl meiner Teilnehmer:innen sorgen, die habe ich hoffentlich in professionelle Hände gelegt. Der Volksmund bezeichnet das als Catering. Macht nur, das wird schon irgendwie richtig sein, schließlich bezahle ich hier für eine Dienstleistung. 

Zum Glück denke ich daran, den Teilnehmenden eine Wegbeschreibung zuzusenden. Manchmal mit einer Vorbereitungsaufgabe oder einer Liste, was sie mitbringen sollten. 

Gleich zu Beginn lege ich noch eine Sache, die mir total egal ist, in die Verantwortung meiner Teilnehmenden. Es ist das Klima im Raum, also die Frage, ob es zu warm oder zu kalt ist. Da halte ich mich komplett raus. Mir ist immer warm, ich habe Bluthochdruck, am Anfang einer Veranstaltung stehe ich auch immer unter Spannung, also mal ehrlich, wem ist denn da nicht warm? 

Deshalb schaue ich immer, dass ich dem ersten, der friert oder schwitzt die Verantwortung für die Temperatur aufdrücke. Es ist meine Baustelle nicht, weil ich es eben einfach nicht bemerke. 

„Ist dir kalt? Mach das Fenster zu und oder die Heizung an! Einigt euch in der Gruppe, was jetzt passt. Ich habe gar kein Temperaturgefühl. Entscheidet das gerne so, dass weder jemand erfriert, noch jemand zerläuft.“ – Das sind meine Worte. Help yourself, aber was willste auch machen, wenn es nun mal so ist. 

Hier kann die Gruppe sich auch gerne schnell im Plenum abstimmen, die Hauptsache ist, dass es läuft. 

Danach gehe ich einfach davon aus, dass es sich jeder an seinem Platz einrichtet, mich sieht und hört. Dann folgt ein wenig Orga und Vorstellungsgedöns. Schließlich ist das ebenso wichtig und es steigert das Wohlfühlgefühl. Ihr kennt das alles. Punkt.

Im Webinar ist es fast genauso, aber eben nur fast

Wegbeschreibung als Link und vielleicht noch ein Video, wie du in die Veranstaltung kommst. Ha, aber dann wird es auch schon tricky! Im Seminar sagst du nicht so etwas, wie:

„Wenn du mich hören möchtest, dann schalte bitte dein Hörgerät ein oder wasch dir die Ohren. Wenn du mich sehen willst, dann setze deine Brille auf und putze diese vorher oder mach einfach die Augen auf. Es ist ganz einfach: Augen auf, du siehst mich, Augen zu, du siehst mich nicht. Huhu, hier stehe ich, sieh mich an!“

Vielleicht wäre das manchmal ganz gut, wenn du das auch im Seminar sagst. Im Webinar, sofern du aktiv mit Teilnehmenden arbeiten möchtest, machst du das einfach so. Du informierst darüber, eine Kamera und ein Mikrofon bereitzuhalten.

Bei aktiven Webinaren informierst du darüber, dass es besser wäre, wenn die Teilnehmenden an PC oder Mac sitzen, statt am Tablet, um alle Aktivitäten auch mitmachen zu können. Die meisten Menschen haben aktuell immer noch einen PC oder ein Laptop, an dem sie täglich hauptsächlich arbeiten, da sollte das möglich sein. Bei den Webinaren oder Online-Workshops oder Meetings, die ich mache, setze ich das voraus. 

Dann gibt es noch eine kleine Info zum Webinarraum, wenn die Teilnehmenden ankommen und los geht die wilde Webinarfahrt. Jippieeh! Kein Catering und für deine Heizung bist du eh selbst verantwortlich. 

Aber dann passiert es…

Es gibt kleine Straucheleien, weil jemand irgendwo mit einer miesen Internetverbindung sitzt oder doch jemand mit dem Tablet dabei ist und deshalb nicht alle Aktivitäten mitmachen kann. Ahhhhh?! Hilfee, und nun?

Mein neues Mindset dazu: Das nimmst du als Info auf. Punkt. 

Hinweis an Teilnehmer mit wenig Bandbreite

„Schau dir hinterher die Aufzeichnung an, wenn es gar nicht weitergeht, denn wenn du kein Internet hast, dann hast du kein Internet!“ #isso

Hinweis an Tablet-Teilnehmer:innen

„Es ist deine Entscheidung. Es ist besser, wenn du dich mindestens an einem Laptop/Notebook einfindest, sonst kannst du nicht alle Aktivitäten mitmachen.“ #isso

Das kannst du dann einmal sagen und danach sollte es gut sein. Leider ist das bei mir nicht immer so gewesen und die beiden Sätze oben bedeuten jetzt die Welt für mich. 

Dank dieser beiden Sätze kommt für mich die Lust am Webinar zurück

Ich hatte immer das Gefühl, dass ich die (Webinar-)Welt retten muss, um alle für das Thema zu begeistern. Dabei wollte ich als Webinarsuperwoman gleichzeitig alle Technikprobleme lösen, auch die, für die keine Webinarsoftware in der Welt etwas kann, weil die Probleme vom Teilnehmer selbst verursacht werden.

Sandra Dirks - die Teilnehmer abholen, wo sie stehen

Überraschung: Für die meisten Probleme im Webinarraum kann die Software nichts und ich auch nicht. 

2016 formulierte ich auf meiner Webseite einen Satz wie diesen hier: „… wenn du Bauchschmerzen mit der Technik hast, dann komm gerne, ich helfe dir beim Lösen deiner Technikprobleme.“ 

Ein großer Fehler, ein schwerer Denkfehler, denn in meinem Kopf gab es aus mir nicht bekannten Gründen das folgende Mindset: 

„Ich muss erst den Leuten die Angst vor der Technik nehmen, damit sie zuhauf in meine Webinare strömen und dann erst kann ich sie inspirieren, also das tun, was ich eigentlich wirklich machen möchte.“

Wie krass ist das bitte? Klar, dass ich nach wenigen Monaten keine Lust mehr auf Webinare hatte. Du weißt ja, wie es ist, mit dem, was man formuliert und anzieht, oder? 

Da waren sie nun, die ängstlichen Teilnehmerinnen zu 70%. Lieb aber ängstlich. Oje, ich musste Hilfe leisten. Etwas, das ich nie wollte. Hilfe leisten. Nicht meine Baustelle, denn ich stehe für Inspiration. 

Es machte mich irre und ich warf die Train-the-Trainer-Webinare über Bord. Die Details würden glatt einen Slot auf einer Fuck-up-Night füllen. 

Aber dank dieser beiden Sätze habe ich einen neuen Blick auf die Sache

Himmel, das war ein schwerer Lernprozess für mich und ich muss mich immer noch wieder zur Ordnung rufen, dass ich nicht in dieses alte Muster verfalle. Neulich ist es wieder passiert. Boah, das hat mich so geärgert. 

Ich hatte die Webinare aus diesen Gründen für mich beiseite geschoben. Es nervte mich und ich fühlte mich wie Don Quixote, der gegen Windmühlen kämpft: 

„Hört das denn nie auf?“
Aber das Thema fehlte mir und im Austausch mit Daniela Reuter kam ich dem Problem auf die Schliche. 

Ich hasse Webinare nicht, ganz im Gegenteil

Ich will nur keinen Techniksupport mehr leisten, für den ich keine Lösung bieten kann, weil jemand anders ängstlich vor seinem PC sitzt. Ich will einfach Webinare oder Online-Workshops machen, Wissen und Inspiration teilen wie verrückt. Es gibt so viele wunderbare Teilnehmer da draußen, die das auch ganz easy können. Wir haben 2020 und da ist verdammt viel möglich, in diesem wundervollen Webinarraum bei EdudipNext und ich bin die Jammerei leid. 

Also komm zu mir, wenn du Lust auf aktive Webinare oder Online-Workshops hast und du gerne die volle Ladung Inspiration zur Konzeption und zur mitreißenden Umsetzung hättest. 

Manchmal wünschte ich mir von mir selbst ein bisschen mehr Catering- und Heizungsgelassenheit in Bezug auf Webinare und Online-Workshops. 

Was ist dein größtes Ärgernis, dein pet peeve, über das du in dieser Hinsicht immer wieder stolperst?

Ganz lieben Dank, dass du diesen Beitrag teilst!

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