Jetzt bist du als Vortragender, als Trainer, als Veranstalter gefragt.
Hier kannst du entweder am Schluss noch mal ordentlich langweilen, oder wirklich zum Lernen beitragen, bei der Zusammenfassung des Gelernten
Hier nimmst du dir noch einmal die Zeit für eine intensive Zusammenfassung. Klar kannst du hier etwas präsentieren, aber toll ist, wenn die Teilnehmer auch aktiv etwas tun können. Mal ehrlich: Wer kann am Nachmittag eines intensiven Seminars noch wirklich gut zuhören?
Du bist hier gelandet, und wunderst dich darüber, dass dies bereits der 3. Teil zum Thema „Rituale zum Seminarabschluss“ ist? Hier findest du Teil 1 und Teil 2.
In diesem Beitrag stelle ich dir drei Ideen vor, wie du eine solche Zusammenfassung aktiv gestalten kannst.
- Gedankliche Reise durch den Tag
- Wanderung durch den Tag
- Vernissage
Zu 1.: Gedankliche Reise durch den Tag
Die gedankliche Reise durch den Tag, die kann schon seeeehr entspannend sein. Ich gebe zu, dass das keine Methode ist, die ich selbst begeistert einsetze. So stelle ich sie dir eher vor, weil ich denke, dass sie sehr wohl hilft, die Inhalte zu wiederholen, wenn du ein besonders auditiver Mensch bist.
Diese gedankliche Reise durch den Tag ist auch unter dem Begriff „konzertierter Rückblick“ bekannt, oder den Tag wiederholen als „Kopf-Kino“. In der Suggestopädie kennt man das auch als „Lernkonzert“. In jedem Fall liest der Trainer eine zusammenfassende Geschichte vor, die noch einmal alle behandelten Themenschwerpunkte enthält.
Claudia Linker schreibt dazu im „Trainings- und Entwicklungsprogramm“ Band 2, Seite 213 dies:
„Nun ist der konzertierte Rückblick für viele Trainees und Trainer ein eher ungewöhnliches Instrument der Wissensvermittlung. Deshalb ist es besonders wichtig, seinen Wirkungsmechanismus zu verstehen:
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Beim konzertierten Rückblick lernt man in einem entspannten und damit aufnahmebereiten Zustand,
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Musik als Bestandteil der Wissensvermittlung spricht das Emotionszentrum in unserem Gehirn an, in dem sich auch wesentliche Elemente unseres Langzeitgedächtnisses befinden.
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Es unterstützt das Lernen, ist unser gesamtes Gehirn auf eine Aufgabe gerichtet.
… Wir alle teilen wohl die Erfahrung, dass wir Texte bestimmter Lieder häufig ohne große Mühe erlernen – Dank der Musik. Der konzertierte Rückblick schafft einen ähnlichen Zustand entspannter Aufnahme.“
Wie funktioniert das?
- Bitte die Teilnehmer, eine entspannte Haltung einzunehmen, und ggf. die Augen zu schließen.
- Sorge für Entspannungsmusik, oder Entspannungsklänge. Vielleicht gibt es Musik, die Verbindungen zu den Lerninhalten herstellt?
- Versuche möglichst alle Lerninhalte des Tages mindestens in Stichworten in einer Geschichte unter zu bringen. Diese Geschichte kannst du dir schon vorbereiten. Gibt es ein Märchen, dass dir als Träger einer solchen Geschichte dient?
Kurz bevor du diese Übung durchführst solltest du sie mit besonderen Gruppenerlebnissen ergänzen. Gibt es z.B. bestimmte Wörter oder Sätze, die die Gruppe im Laufe des Tages begleitet haben? Die passen wunderbar, denn sie transportieren nicht nur Wissen, sondern auch Emotionen.
Deine Geschichte sollte nicht länger als 4-6 Minuten dauern. - Schließe die Geschichte ab, indem du alle bittest, wieder mit dir im Raum zu landen, und die Augen zu öffnen.
Jetzt kannst du die Geschichte so stehen lassen, oder du kannst noch eine kleine Wiederholung aufsatteln, indem du die Teilnehmer bittest, Stichworte zu den gehörten Lerninhalten zu notieren. Oder zumindest ihre wichtigste Erkenntnis an diesem Tag zu notieren.
Zu 2.: Wanderung durch den Tag
Hier hast du zwei Möglichkeiten:
- Du bereitest Karten, oder DIN A4-Blätter mit Stichworten und ein bis zwei kurzen Sätzen zu den Lerninhalten vor. Wenn es hilft und passt, dann kannst du diese Sätze auch noch mit kleinen Bildern ergänzen.
- Und die viel bessere Idee: Du bittest die Teilnehmer auf je auf 2-3 Karten, oder DIN A4-Blättern Stichworte und ein bis zwei kurze Sätze zu den Lerninhalten des Tages zu notieren. Wenn es hilft und passt, dann auch hier gerne mit kleinen Bildern ergänzen.
Wichtig: Es sollten wirklich einzelne Stichworte, als kleine Häppchen aus dem Lernstoff des Tages sein, weil du sonst nicht genug Material zur Verfügung hast. Nicht, dass ein Teilnehmer einfach einen ganzen Programmpunkt auf der Karte notiert. Das bedeutet dann, dass du mit der Übung nicht genug in die Tiefe gehen kannst.
Egal, ob du die Karten erstellt hast, oder die Teilnehmer, es sollte auf jeden Fall eine Karte pro Teilnehmer vorhanden sein.
Jetzt verteilst du entweder deine Karten bunt gemischt unter den Teilnehmern, oder die Teilnehmer nehmen sich jeweils 1-3 Karten.
Du erarbeitest selbst auf jeden Fall zwei Karten, eine für „Start“, und eine für „Ziel“.
Jetzt beginnst du, und legst deine Start-Karte aus. Irgendwo im Raum. Dann bittest du die Teilnehmer, sich so zu organisieren, dass sie ihre Karten in chronologischer Reihenfolge nacheinander durch den Raum schlengeln und auslegen Das bedeutet, dass alle erstmal Kontakt aufnehmen müssen, um miteinander zu reden, an welcher Stelle der jeweilige Inhalt platziert werden soll. Wenn die Teilnehmer die Karten selbst geschrieben haben, dann gibt es sicher viele Wiederholungen, aber das macht nichts, denn jeder sieht im Inhalt vielleicht ein anderes Detail, so dass trotz der Wiederholung viele Aspekte auftauchen. Oder: Einige Inhalte werden besonders vertieft.
Sind alle Karten verteilt, und es schlengeln sich jetzt alle Karten durch den Raum, dann prüfen die Teilnehmer noch einmal gemeinsam, ob sie alle Karten in der richtigen Reihenfolge ausgelegt haben.
Sind die Teilnehmer einverstanden mit dem Ablauf, dann legst du deine Zielkarte an das Ende der Schlange.
Jetzt sollt ihr euch auf den Weg machen, und als Gruppe gemeinsam von Lerninhalt zu Lerninhalt schlendern. Hier werden jeweils noch einmal kurz das Stichwort, sowie der ergänzende Satz, oder ein Statement vorgelesen. Als Trainer überprüfst du kurz die Richtigkeit, dann wandert ihr gemeinsam zur nächsten Karte. Ist die Karte nicht richtig angelegt, dann wird sie zur Hälfte aus der Schlange geschoben, und weiter hinten, bzw. am Ende an die richtige Stelle verschoben. Ist die Karte fachlich falsch, dann sollten die Teilnehmer sie noch einmal korrigieren, und sie wieder hinzufügen.
Am Ende des Lernpfades, wenn alle Karten an der richtigen Stelle liegen, dann können die Teilnehmer den gesamten Lernpfad entweder abfotografieren, oder abzeichnen, oder abschreiben. Ganz nach Wunsch.
Du kannst auch zu Beginn gleich Start und Ziel nebeneinander auslegen, und dann die Teilnehmer bitten, im Uhrzeigersinn zu beginnen, und im Ziel anzukommen.
Zu 3.: Vernissage
Diese Übung mag ich sehr. Nicht nur, weil du den Raum am Ende so gut wie aufgeräumt hast. Oder vielleicht doch gerade genau deshalb?
Nehmen wir mal an, dass ihr als Gruppe im Laufe des Tages viele Flipcharts mit Arbeitsergebnissen produziert habt, die jetzt alle an der Wand, auf dem Flipchartständer, oder der Pinnwand verteilt sind.
Einige Flipcharts hast du als Trainer vielleicht auch im Laufe des Tages erstellt, um etwas zu erklären.
Wichtig!
Bevor du die Übung beginnst, stelle unbedingt zwei Dinge sicher:
- Hast du auch schon wirklich alle Flipcharts abfotografiert?
- Ist die Anzahl der Teilnehmer gleich der Anzahl der Flipcharts? Oder: Geben einige Flipcharts auch so viel Stoff her, dass sie auch von zwei Teilnehmern noch einmal vorgetragen werden können? Markiere diese Flipcharts entweder mit 1 oder 2, oder auch drei, wenn der Inhalt das hergibt.
Versammelt euch vor dem ersten Flipchart. Das kann das erste Flipchart im Raum sein, oder eines, dass dir gerade besonders auffällt. Bei dieser Übung kommt es nicht auf die Reihenfolge an. Ganz im Gegenteil, so ein wenig Auflockerung tut gut.
Eine Teilnehmerin, oder ein Teilnehmer beginnt, und stellt sich neben das Flipchart. Dann erzählt er/sie, was es zum Flipchart mitzuteilen gibt. Das können einfach die Inhalte sein, fachliche Inhalte, die erklärt werden müssen, z.B. bei einem Schaubild. Das können Ideensammlungen mit ergänzenden Worten sein, oder es wird aus den Stichworten der Lernstoff zu diesem Flipchart rekonstruiert.
Es kann auch die Agenda sein, um den Tag noch einmal Revue passieren zu lassen. Psst! Kennst du auch diese Teilnehmer, die sich bei jeder Gelegenheit auf den Fußboden setzen? Wenn du mich fragst: Gruselig.
So geht es von Flipchart zu Flipchart. Vor jedem Flipchart finden sich ein oder zwei Freiwillige, die etwas dazu sagen.
Flipchart erledigt.
Meine Erfahrung ist, dass die Teilnehmer irgendwann die Reihenfolge bestimmen, weil sie gerne ein bestimmtes Flipchart präsentieren möchten.
Ich glaube, die zwei lästern wieder mal über den Typen mit der blauen Latzhose. Ist dir das auch schon in den anderen Blogbeiträgen aufgefallen?
Nachdem die Teilnehmer ihr Flipchart präsentiert haben, nehmen sie es von der Wand, oder dem Flipchartständer, und entsorgen es.
Weg damit.
Manch einer bastelt auch noch etwas daraus…
Für mein Gefühl gibt es ja viel zu wenig Romantik in Präsenztrainings.
Die Handtasche kann man ja vielleicht noch mal gebrauchen. Manchmal schneide ich mir auch Teile aus einem Flipchart. Das sind dann besonders gut gelungene Stücke.
Die Teilnehmer können die Flipcharts auch mitnehmen. Wichtig ist, dass sie feierlich von der Wand genommen werden. So hast du am Ende im Raum alle Flipcharts auf einem Haufen liegen, den du einfach so mitnehmen, oder wegwerfen kannst.
Die Playmos sind ein bisschen außer Rand und Band geraten. Die Situation ist eskaliert, und ich habe die Kontrolle über das Fotoshooting verloren.
Ich glaube, dass das Kunst ist… oder Origami.
Welche Erfahrungen hast du mit diesen oder ähnlichen Auswertungsübungen gemacht? Wozu animiert dich dieser Beitrag?
Ich freue mich auf deine Kommentare hier unter dem Beitrag.
6 Antworten
Als Berliner Stadtpflanze findet man deine Fotostory einfach knorke (oder in der Sprache meines Bruders „geilomat“)! 🙂 Hast du dich schon mal bei der Bravo für die Fotolovestory beworben? Wobei… gibt’s die noch?
Aber im Ernst: Danke für die vielen Inspirationen! Einfach herrlich 🙂
Grüße vom Telespargel
Liebe Katja,
ganz lieben Dank! Geilomat! Haha! Da musste ich deinen schönen Kommentar erstmal aus dem Spam fischen. 😉 Tja, die Bravo-Fotostory, das war was. Daaaaamals.
Es freut mich, dass ich dich hier inspirieren kann.
Herzliche Grüße zurück zum Telespargel und in den Rest dieser schönen Stadt
Sandra
Sry, ganz unsachlich: Die Bilder sind so grenzgenial (um mir das altmodische „einfach nur geil“ zu sparen :)))
Grenzgenial? Das klingt ja krass. Kicher.
Haha, ich musste das zweimal lesen. Ist „einfach nur geil“ also schon wieder aus der Mode? Is ja’n Ding!
Na, egal. auf jeden Fall: Dankeschööön! 🙂
Haha, das hat ja wirklich Unterhaltungswert- vor allem die Turbulenzen am Ende. Großartig!! Hast du für das Fotoshooting extra kleine Flipcharts gemalt???
Nun zu den Methoden: Die erste kenne ich aus der Suggestopädie als „mentale Integration“. (Andere Namen für das Gleiche).
Die anderen zwei werde ich mir gerne merken, wobei ich Nr.3 wohl eher nicht einsetzen kann, da ich ja viel mit vorgefertigten Flipcharts arbeite, die ich auch wiederverwende. Aber da kann ich mir ja ne Variante überlegen.
Nr. 2 finde ich super, da die Teilnehmer selbst noch mal ihr Gehirnschmalz produzieren müssen und es selbst zusammentragen. Schade, dass ich kaum noch Train the Trainer Präsenzseminare mache (und bei den Kreativitätstechniken passt es nicht ganz so gut), sondern die TTT fast nur noch online mache. Da müsste ich dann auch ne Variante überlegen, aber gerade das durch den Raum gehen von Karte zu Karte, das geht dann leider nicht.
Danke für die schönen Anregungen- die Seminare müssten wieder wie früher 5 Tage dauern, dass ich die schönen Methoden alle einsetzen kann :-). Aber die Zeiten sind ja schon länger vorbei, mehr als 2 Tage ist meist nicht drin.
Liebe Grüße
Zamyat
Liebe Zamyat,
ganz lieben Dank für deinen Kommentar. Ja, da gibt es oft die unterschiedlichsten Namen für die gleiche Sache. Auf jeden Fall ist es immer die gute Sache. 😉
Na ja, du könntest ja die Teilnehmer auch bitten, die Flipcharts von der Wand zu nehmen, um sie neben deinem Köcher abzulegen. Das wäre ja vielleicht auch o.k. Wobei ich hier in erster Linie die Teilnehmer-Flipcharts, die sie im Seminar produziert haben in den Blick nehme. Nur, wenn ich nicht genug habe, dann ergänze ich das mit meinen Flipcharts. Oder eben, wenn ich mit einem Flipchart etwas vermittelt habe.
Hm, ja im Webinar wird es schwierig mit dem Ablegen im Raum. Aber wenn wir in fröhlicher Runde darüber nachdenken, dann fällt uns ja vielleicht etwas ein. Ich nehme das mal so gedanklich mit. Keine Garantie!
Bei den Methoden müssen wir wirklich noch mehr schauen, was wir unter bekommen, bzw. wo wir uns wirklich beschränken müssen, um tatsächlich mehr Zeit für aktives Lernen zu haben.
Liebe Grüße
Sandra