Sandra Dirks - Kontaktabzug mit Profilbildern von 2001

1998 – 2018: Mein wichtigster Tipp nach 20 Jahren Erfahrung – Keine Panik bei Hackfresse

Der 1. Februar 1998 war ein Sonntag

Ganz schön aufregend war das. Ich habe meine Sachen gepackt, denn die erste Woche meiner Einarbeitung zur Ausbildungsleiterin war der erste Teil einer etwa einjährigen Trainerausbildung.

Es begann mit einem Training, das eine Woche dauerte und im Sauerland stattfand.

Wir waren drei Einarbeiterinnen zur Ausbildungsleitung von KARSTADT und zwei Trainer von RunnersPoint. Eine wirklich lustige Mischung und schon die erste Woche brachte so viel Neues.

Es war faszinierend. Seminarkonzeption, ein aktiver Methodenmix, der Lust auf mehr machte und erstes Rüstzeug für die Durchführung erster eigener Seminare im Rahmen der Berufsausbildung. Eine volle und kompakte Woche, die mir damals das Gefühl gab, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. 

Wahnsinn! Das ist 20 Jahre her!

Sandra Dirks - So war es im Jahr 1998

Dieses Bild auch.

In der Zeit habe ich wahnsinnig viel gelernt.

Sandra Dirks im Hochseilgarten 2003

Ich war im Hochseilgarten. Das hier, das hat richtig viel Spaß gemacht. (2003)

Sandra Dirks - beim Impro-Verkaufstheater 2003

Ich durfte gemeinsam mit einigen Kolleginnen ein Improtheater-Verkaufstraining durchführen. (2003)

Sandra Dirks - Aktive Methoden für Webinartrainer

Ich habe eine große Leidenschaft für das Lernen in diesem Internet. Da darf es auch gerne mal aktiv sein. (2011)

Sowieso bin ich der Meinung, dass Onlinetrainer ihre Zeit am PC nebenbei für die wirklich wichtigen Dinge nutzen sollten. (2011)

 

Sorry, aber eine Sache beschäftigt mich immer wieder und deshalb ist diese Geschichte mein wichtigster Tipp:

Keine Panik bei Hackfresse

Ich Naivi, hatte ich doch geglaubt, dass der entspannte Gesichtsausdruck bei Menschen ein Lächeln ist.

Nein, das ist es eben nicht!

DAS hat mich jahrelang im Seminar aus der Fassung gebracht. Auch jetzt neige ich noch dazu, das zu denken.

Ist nicht das Lächeln ein Ausdruck von Wohlbefinden und Entspannung? Ein nicht lächelndes, nichtssagendes Gesicht mit leicht hängenden Mundwinkeln klingt für mich irgendwie anstrengend.

Mist, das liegt wohl daran, dass ich das Leben gerne rosarot betrachte.

Aber nein, der entspannte Gesichtsausdruck bei Menschen ist… und ich kann es nicht anders auf den Punkt bringen… eine Hackfresse. Ich nenne das so! Für mich trifft das genau den Kern.

Obwohl Wiktionary hier in der Definition von einem hässlichen Gesicht spricht. Aber das kann man ja sehen, wie man will. Vielleicht findest du, dass ich eine Hackfresse habe, obwohl ich dich anlächle. Nun, das ist eben alles Geschmackssache. Ich bleibe dabei!

Sandra Dirks - Profilbild von 2001

Mein Lieblingsportrait aus dem Dezember 2001

Mein Neffe z.B. ist der zauberhafteste und süßeste kleine Junge auf der Welt. Er wird heute ein Jahr alt. Er hat ein unglaublich süßes Lächeln. Das haut dich um. Er kann aber auch eine echte Hackfresse ziehen, wenn er satt und müde ist, und sämtliche Körperspannung schwindet.

Gut, das ist nicht vergleichbar mit dem Gesicht, das er zieht, wenn er versucht ein unkaputtbares Pixi-Buch zu zerlegen. Das ist dann echt anstrengend. Das kann ich ja verstehen.

Auch bei mir beobachte ich das, wenn ich so entspannt in der Ecke sitze

Neulich habe ich einfach mal mit entspanntem Gesicht in den Spiegel geschaut. Glaub mir, so würde ich kein Video machen. Das ist nicht lustig, das willst du nicht sehen. Aber dafür sitze ich ja auch auf dem Sofa und starre entweder auf den Fernseher, aufs Tablet oder in ein Buch hinein. Damit gehe ich doch nicht auf die Straße.

 

Ich gestehe, ich habe ein Problem mit Menschen, die nicht ständig mit einem breiten Grinsen oder einem Lächeln durch die Gegend laufen. Ja.

Ja, Lächeln ohne Grund. Kann ich. Einfach so. Kost nix. Eben weil heute einfach Donnerstag ist!

Gleichzeitig kenne ich ganz viele liebe Menschen, die nicht ständig lächeln, die aber ganz furchtbar liebenswert sind. Es ist nicht leicht, aber die kenne ich schon lange, und dann ist das o.k., weil ich eben weiß, dass sie so sind.

 

Was hat das jetzt mit dem Seminar zu tun?

 

Bitte, ich flehe dich an: Lächle, wenn du in meine Veranstaltung kommst!

Mich haut das immer mal wieder aus der Bahn. Ich fange dann an, mich auf diese nicht lächelnden Menschen zu konzentrieren, weil ich denke, dass sie etwas nicht verstehen, oder nicht toll finden. Schließlich lächeln sie nicht. Schlimmer als etwas nicht zu verstehen finde ich wohl in solchen Momenten das “Nicht toll finden!”.

“Wenn sie etwas nicht verstehen, dann werden sie schon fragen.”, denke ich.

Während ich versuche auf diese Menschen einzureden, weil ich hoffe, dass sie mich gleich anlächeln, mich liebhaben und dann auch toll finden, was ich ihnen da Sensationelles mitteile. Schließlich habe ich mich da auch drauf vorbereitet. Wie könnte ich das Thema rüberbringen, wenn ich mein Thema nicht lieben würde? Sie sollen es lieben, sie sollen lächeln. Herrje, das kann doch nicht so schwer sein.

Du siehst schon das dramatische Ende. Mir zittern die Knie vor der Feedbackrunde. Die lächelnden Menschen geben vielleicht ein charmantes Feedback, und gleich ist die Runde an der Hackfresse angelangt. Während ich mich mental darauf einstelle, dass die Hackfresse ein paar vernichtende Worte findet, hoffe ich, dass sie es wenigstens kurz hält, das Feedback. Manchmal passiert dann genau das.

Aber meistens passiert das:

Ich traue meinen Ohren kaum, als ich höre was sie sagt. Sie schwärmt, jetzt lächelt sie, die Hackfresse. Also, ist sie gar keine mehr.
Sie lobt den Tag, und zählt auf, was sie alles gelernt hat. Ja, sie berichtet sogar, was sie damit anstellen wird. Als sie fertig ist ziehe ich die Hackfresse. Ich bin am Ende.

 

Wenn ich diese 20 Jahre zurückblicke, dann gibt es sicher viele Menschen in meinen Seminaren,

  • die etwas nicht verstanden haben,
  • die mit irgendwelchen Themen nichts anfangen konnten,
  • die nicht wussten warum sie überhaupt an diesem Seminar teilnehmen sollen,
  • die finden, dass ich keine Ahnung vom Thema habe,
  • die alles doof finden, das Thema, die anderen Teilnehmer und mich sowieso.

 

Auf der anderen Seite gibt es aber auch ganz viele Menschen, die

  • Lust haben auf das Thema,
  • ganz viel verstanden haben,
  • Prüfungen bestanden haben,
  • viel gelacht und nebenbei gelernt haben,
  • ganz viele eigene Ideen mitgenommen haben,
  • mich weiter empfohlen haben.

Das ist das, was zählt!

Lasst uns immer wieder daran denken:

Die Guten sind in der Überzahl, ganz egal ob sie lächeln oder nicht.

Nicht ohne Grund hast du dich für diesen Job entschieden. Oder: Nicht ohne Grund haben andere darüber entschieden, dass du genau richtig für diesen Job bist.

Lass dir das nicht vom Kopfkino zerstören!

Gut, dass ich das jetzt auch noch mal aufgeschrieben habe, dann ist mir das auch wieder bewusst.

Wie steht es bei dir? Was sind deine Trigger?

Gruß von Sandra Dirks

 

Ganz lieben Dank, dass du diesen Beitrag teilst!

9 Antworten

  1. Hallo liebe Sandra,
    deinen Hackfresse-Beitrag fand ich super und ich musste sofort an ein Beispiel denken aus meiner Physio-Zeit. Ich wurde gebeten einen Rückentrainingskurs in einer mir fremden Praxis zu geben und unter den 12 Teilnehmerinnen gab es drei, die mit solchen Hackfressen aufwarteten, dass ch dachte Ohje!!! Das hat mir gerade noch gefehlt. Dazu kam, dass ich selbst befand, dass ich denen gar nichts beibringen könnte, denn sie waren zugegeben viel sportlicher als ich. Die innere Distanz war deutlich zu spüren, aber vielleicht nur auf meiner Seite? Den jede Kursstunde abschließenden Entspannungsteil machten sie grundsätzlich nicht mit. In der ersten Stunde legten sich alle bequem hin, die drei nicht, sie saßen auf den Matten und guckten mich an. Ich fragte ob ihnen nicht gut sei. Die Antwort war, dass sie für Entspannung nichts übrig hätten, sie bräuchten eher Action, sie besuchten schließlich auch noch neben diesem Rückenkurs in der Woche Zumba, Aerobic usw. Ich bat sie jeweils zu den Entspannungszeiten schon zu gehen und hoffte innerlich, dass dieser Kurs schnell vorbei sein würde. Als das Ende nahte war ich megafroh….doch dann passierte folgendes: Ausgerechnet diese drei „Hackfressen“ baten mich noch einen anschließenden Kurs zu machen, denn sie hätten bei mir so viele neue Übungen kennengelernt, die sie noch nicht kannten. Um mal mit deinen Worten zu sprechen, liebe Sandra, an dieser Stelle hatte ICH dann die Hackfresse …Ich habe in meiner ganzen Kurs- und Dozentenzeit gelernt, niemals nach diesen äußeren Anzeichen vermutlicher Antipathie zu gehen. Die Menschen sind so individuell und jeder gibt sich anders. Wir können aber nicht hinter die Stirn schauen und so sollte man auch nicht immer vom schlimmsten ausgehen und sich schon gar nicht aus der Ruhe bringen lassen. Ein weiterer Kurs an den ich mich erinnere, war ein Kurs vor den oberen „Zehntausend“ einer Bank. Es ging um eine ganz bestimmte Methode der schnellen Entspannung, die viel auch mit Mentalübungen zu tun hatte. Alle saßen in Anzug und Krawatte und teilweise unergündlichen Mienen. Denen, die sich immer ganz rational mit Zahlen rumschlugen, sollte ich nun etwas beibringen, das auf Vorstellungskraft beruht und für viele nicht greifbar und dementsprechend unbeweisbar war. Am Ende des Kurses bekam ich aber ein überwältigendes Feedback zusammen mit einem riesigen Präsentkorb und auch der ehrlichen Meinung einiger, dass sie nicht so ganz etwas mit dieser Art der Entspannung anfangen konnten, aber meine Art und Weise diesen Kurs zu präsentieren sehr sympathisch fanden. Was will man mehr!

    1. Hallo liebe Daniela,

      ganz, ganz lieben Dank für deinen Kommentar. Das sind wunderbare Beispiele. Also natürlich erst hinterher betrachtet. 😉 In der Situation möchte man manchmal weglaufen. Aber es ist gut, dass ich nicht die einzige bin, die solche Erfahrungen gemacht hat. Wir wachsen damit und das finde ich klasse.
      Also dann: WIR lassen uns doch von einer Hackfresse gar nicht mehr aus der Ruhe bringen! 🙂
      Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende
      Sandra

  2. Ich kenn das soooo gut!

    Hackfressen haben mir schon von Kindesbeinen an Angst gemacht. Mein Vater hat nämlich ständig eine solche gezogen, und ich dachte immer, ich hab was verbrochen. Hatte ich aber nicht.

    Und dann hab ich ausgerechnet diese Hackfresse geerbt?!?

    Danke auch.

    Daher grinse ich mich bewusst durch den Tag, bis ich entspanne oder mich konzentriere. Dann entgleisen mir wieder die Gesichtszüge.

    *Hackfressenhighfive*

    1. Ich lach mich weg! 🙂
      Mönsch Sabine!
      Ha! In meinem Training ist mir das damals gar nicht aufgefallen. Das kann also gar nicht sein, dass du eine Hackfresse geerbt hast.
      Ha, ha das #Hackfressenhighfive nehme ich als Hashtag mit auf. Großes Kino! Ebenso wie das #keinePanikbeiHackfresse das gestern jemand einführte.

      Fröhliche Grüße und ein schönes Wochenende
      Sandra

  3. Wieder ein herzerfrischender Beitrag – genau richtig, nachdem ich grad gestern einen Workshop moderiert habe, bei dem oft sehr angestrengte Gesichter zu sehen waren und zu Beginn eine recht angespannte Stimmung herrschte. Das lag aber eben nicht an mir und meiner Moderation, sondern an internen, tiefer sitzenden Problemen. Und in der Feedback-Runde: Konzentriertes Reflektieren zu den drei Stunden und zwei ganz konkrete Umsetzungsideen sowie hohe Zufriedenheit, auch wenn Inhalte und Ergebnisse anders waren, als es sich die Teilnehmenden vor dem Workshop vorgestellt hatten.

    1. Liebe Gabi,

      ohh, das klingt dann zwar nach schwerer Arbeit im Tagesverlauf, aber nach einem wunderbar entspannten Feierabendgefühl.
      Das hast du dir verdient.
      Vielen Dank für deinen Impuls.

      Liebe Grüße
      Sandra

  4. Tjaaa, diese Unsicherheit kenne ich sehr gut! Bei mir ist es jedoch eher das Lächeln und nicken, das ich brauche.
    Im letzten Jahr hatte ich verschiedene Vorbereitungsmeetings für das Jahresmeeting einer größeren Rechtsabteilung. Das erste Gespräch war noch okay, ich wollte ja nur verstehen, was sie erreichen wollten mit dem Treffen, da muss man nicht lächeln und nicken. Aber ab dem 2. Treffen, wo es darum ging, ihnen ein Workshopdesign vorzuschlagen und auch mutig andere, für diesen Bereich völlig neue Wege zu gehen, herauszufinden, ob sie sich darauf einlassen können, Verantwortung in die Mannschaft zu geben, war eine echte Herausforderung für mich. Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, wie meine Kunden das Vorgeschlagene fanden. Ein absolutes Pokergesicht, keine Resonanz, weder gute noch schlechte, in den Gesichtern…
    Bis ich es ansprach und meinte, dass ein „Wackeldackel“ oder ein verzogenes Gesicht sehr hilfreich für mich wären, um zu erfahren, wie es ihnen geht. Nach einem herzlichen Lachen und einer kurzen Erklärung („Bei Juristen ist das neutrale Gesicht unabdingbar“) ging auf einmal die Sonne auf! Bezaubernde Gesichter, heftig nickende Köpfe, sogar ab und zu ein Kichern…. und natürlich auch ein verzogenes Gesicht, wenn es gar zu abenteuerlich wurde…
    Das Meeting wurde ein voller Erfolg!
    Fazit für mich: Reden hilft :o)

    1. Das offene Ansprechen werde ich noch aktiver tun – und vor allen Dingen das Bild vom „Wackeldackel“ als Anregung nehmen. Und für mich die Teilnehmergruppe ab und an intensiver reflektieren – nicht nur Juristen haben eine spezielle Mimik 😉 Vielen Dank für diesen Kommentar.

    2. Liebe Nina,

      ohhh jaaaa, du hast ja so recht. *facepalm* Warum frage ich eigentlich nicht? Da hätte ich auch mal längst drauf kommen können.
      Womöglich habe ich Angst vor der Wahrheit? 😉 Aber ich werde das probieren. Versprochen! Wenn mir die nächste Hackfresse vorkommt, dann frage ich einfach mal.
      Jetzt bin ich ganz gespannt.
      Ganz lieben Dank für deinen Impuls.

      Liebe Grüße
      Sandra

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