Flipcharts zu schreiben ist gar nicht dein Hauptjob, deshalb sind hier für dich ein paar Flipchart-Regeln, die dir eine kleine Hilfe sein sollen.
Es gibt Situationen, in denen dir ein Flipchart die Arbeit im Ehrenamt oder im Business sehr erleichtert. Du findest das „Ding“ ganz praktisch und übersichtlich.Gelegentlich gestaltest du mal ein Flipchart und bist daher dankbar für jeden kleinen Tipp, der dir diese Aufgabe erleichtert.
Hier habe ich dir zehn Impulse zusammengestellt, die ich einfach mal großspurig als zehn goldene Regeln bezeichne.
Selbstverständlich zeigen dir diese zehn Regeln nicht die ganze Bandbreite für die Gestaltung zauberhafter Flipcharts. Diese Regeln liefern dir Impulse, die dir ganz grundsätzlich nützlich sein können, und die abhängig von deiner Erfahrung wertvoll sind. Außerdem kannst du sie sofort umsetzen.
1. Konturen in Schwarz
Lege die Konturen deiner Zeichnungen in Schwarz an. Schreibe immer in Schwarz. Das ist auch in großen Räumen von ganz hinten lesbar. In den meisten Seminarräumen sieht die Ausstattung mit Markern eher so aus:
Schwarzer Marker: Schreibt kaum noch, Spitze arg ausgefranst, oder fehlt. Unmöglich für den Einsatz.
Blauer Marker: Alternative zu schwarz. Gute Idee, aber auch der blaue Marker ist oft schon etwas schwach auf der Brust.
Grüner Marker: Schreibt super, kann nur keine Sau richtig lesen, und in der Sonne schon gar nicht. Ich finde die Farbe außerdem super hässlich.
Roter Marker: Hier gibt es beide Szenarien, er ist entweder vollkommen ausgelutscht, oder er schreibt bombig. Die Lesbarkeit erhält aber analog grüner Marker das Prädikat „Vergiss es!“.
Was ist die Alternative?
Lege dir drei bis fünf schwarze Marker bereit. Ausgehend davon, dass du wahrscheinlich mehr Text, als Zeichnungen verwendest, rate ich dir zur Keilspitze. Hier brauchst du etwas Übung, bis du den richtigen Dreh raus hast und fein zeichnest. Für die kleinen Zeichnungen kannst du dir noch zwei Marker mit Rundspitze bereitlegen.
Das Schriftbild ist abhängig von der Gewohnheit, aber auch davon, wie du mit dem Marker klarkommst. Zum Thema Marker habe ich dir hier auch noch ein Video erstellt:
2. Nutze maximal drei Farben + Schwarz
Auch wenn es eine herrliche Palette an Farben gibt, beschränke dich auf maximal drei Farben und Schwarz. Es gibt Ausnahmen, bei denen du vielleicht mal über die Stränge schlagen kannst. Besondere Charts. Einige Beispiele beim #FlipchartFriday fallen mir dazu ein. Schau mal hier: *KLICK*
Aber grundsätzlich solltest du dich mit den Farben auf dem Chart zurückhalten.
- Wie wäre es mit den Vereinsfarben?
- Den Farben deines Berufsverbandes?
- Deines Clubs?
- Deines Unternehmens?
Du könntest auch sagen, dass du mit den Farben auskommst, die da im Raum herumliegen. Du erinnerst dich an die hübschen Marker in Grün, Blau und Rot? Jetzt ergeben sie Sinn, weil du mit Schwarz konturierst, und du die anderen drei Farben für Akzente einsetzen kannst. Aber bitte zielgerichtet.
Zielgerichtet bedeutet: Du überlegst dir genau, was du aus welchem Grund gerne farbig hättest.
- Sind es z. B. alle Zahlen, die du in Rot schreibst, um sie herauszuheben?
- Ist es eine Frage, die du in Rot schreibst, um sie herauszustellen?
- Unterstreiche Schlüsselwörter, die einen Zusammenhang über das gesamte Chart darstellen, in der gleichen Farbe.
Teilnehmende (Zuschauende) müssen Muster erkennen können.
… und was ist mit Grau?
*Hüstel* Grau geht immer. Es ist nur eine Schattierung des schwarzen Markers. Mit Grau zeichnest du alle Schatten ein. Das ist auch ein Muster. Ein Muster, das sogar sehr angenehm auf die Zuschauenden/ Teilnehmenden wirkt, weil sie es kaum wahrnehmen, es aber trotzdem wirksam ist.
Ich habe hier noch ein kleines Video zum Thema Farben & Schatten auf deinem Flipchart:
Hast du Lust auf einen Online-Videokurs mit mir? Klicke auf das Bild, dort findest du mehr Info:
3. Entwirf deine Ideen für Layouts in einem Skizzenbuch
Layout ist immer so ein großer Begriff. Damit meine ich die Aufteilung eines Flipchartblattes.
Damit du ein Gefühl für die Aufteilung auf dem Blatt bekommst, mach dir einen ersten schnellen Entwurf in deinem Skizzenbuch oder auf einem Entwurfsblatt. So weißt du schon, wie dein Chart hinterher in etwa aussehen wird. Das gilt auch für Flipcharts, die du live mit deinen Teilnehmenden (weiter) entwickeln möchtest. Auch wenn du bisher nicht weißt, was auf dich zukommt. Das gibt dir auf jeden Fall Sicherheit.
Mit so einem Entwurf bist du dann auch nicht gezwungen, immer nur von oben nach unten zu schreiben. Trau dich mal, eine eigene Perspektive einzunehmen, und bringe sie sicher aufs Flipchart.
Ein paar schwer erkennbare Beispiele? Bitte sehr.
4. Fotografiere deine Flipcharts, baue deine Bildsammlung aus
Baue dir deine eigene Sammlung an Flipcharts auf. Sammle nach Möglichkeit alle deine Flipcharts in einem Ordner auf dem Smartphone, um jederzeit wieder auf das Motiv zurückgreifen zu können. So musst du dir für gleiche oder ähnliche Themen keine Gedanken mehr machen.
Das ist auf gar keinen Fall langweilig. Ganz im Gegenteil: Mich beflügelt das immer. Ich ändere oft nur kleine Dinge ab, und die Entspannung darüber, dass ich mir gar nichts komplett neu ausdenken muss, bringt mich nicht selten auf ganz neue Ideen.
5. Zerlege deine Bildideen in Grundformen
Hä? Schau dich mal um, alles, was dich umgibt, das besteht aus Grundformen. Vereinfache deine Welt.
Jetzt bist du dran.
6. Bilder müssen nicht komplett ausgemalt werden
Mal ganz abgesehen davon, dass das ewig dauert: Himmel, wer soll denn das auch bezahlen?
Am Flipchart reicht es, wenn wir die Farbe andeuten. Erinnern wir uns wieder daran, dass es hier weder um Kunst noch um die perfekte Abbildung geht. Hier geht es eher um das Hervorheben, um das Verdeutlichen.
Da braucht es schon mal einen Farbtupfer.
Ich mache manchmal Dinge gestreift, weil ich das schick finde.
7. Kürze deine Texte
Dazu muss ich nicht noch zusätzlich etwas schreiben, oder? Auf welche Wörter kannst du verzichten?
Du musst nicht alles präzise ausschreiben, schließlich bist du als Gruppenleitung/Moderation mit im Raum. Na, komm! Du willst doch auch etwas sagen, oder? 😉
Mehr dazu kannst du wirklich erklären.
8. Visualisiere ALLE Arbeitsaufträge
Na, was denn nun? Erst Texte kürzen, dann Arbeitsaufträge visualisieren?
Ja, wenn du der Gruppe eine Aufgabe stellst, die sie ganz eigenständig erarbeiten soll, dann schreibe sie auf ein Flipchart. Beschränke dich auf die nötigsten Dinge, und vielleicht ersetzt du Wörter durch kleine Bilder.
Ich weiß noch, dass ich beim 1. Versuch, die Aufgabe zu beschreiben, das ganze Chart vollgeschrieben habe. Es geht natürlich immer noch kürzer.
Diese Regel hat einen Doppelnutzen:
Erstens: Prüfst du deine Anweisung darauf, auch garantiert nur die relevanten Informationen zu enthalten.
Zweitens: Musst du dir zukünftig weniger einen Kopf machen, über zu viel Text, denn diese Vorgehensweise schult dich darin, dich kurzzufassen. Ich weiß, wovon ich da rede. Mir ist das verdammt schwergefallen. Bei manchen Charts fällt mir das immer noch schwer. Dagegen hilft nur: Üben, üben, üben!
9. Behalte gut gelungene Elemente als Vorlage
Es gibt Elemente, die einfach gelingen. Damit meine ich nicht komplette Charts, sondern einzelne Elemente, meistens Bilder. Manchmal entsteht sogar so etwas sehr spontan, sehr mutig aus einer Laune heraus, und dazu braucht es nicht mal herausragende Leistungen im Zeichnen. Da stimmt plötzlich alles, und du bist ganz verzückt darüber, was dir da auf dem Flipchart gerade geglückt ist.
Ich habe ein paar Beispiele, die ich hüte wie einen Schatz. Sie sind mir seitdem nie wieder so geglückt. Manchmal schlechter, manchmal besser, aber die Idee behalte ich ganz fest.
Na, das war echt ein Zufall:
Das liebe ich in besonderem Maße. Das ist mir spontan vor der Gruppe gelungen. Ohne groß nachzudenken. Die haben vielleicht gestaunt. Ich aber auch. 🙂 Da biste natürlich dann stolz wie Dings. Klar, dass ich das ausgeschnitten habe, und es wie einen Schatz in einem Ordner hüte.
Wenn du ganz sichergehen willst, dann kannst du dir dein schönes Element auch auf ein Foamboard zeichnen, um es immer wieder in gleicher Qualität zu zeigen. Ein Foamboard ist robuster und kann immer wieder verwendet werden. Dabei hat es den schönen Effekt, etwas herauszustechen.
Psst! Wie du mit dem Foamboard arbeitest, das kannst du übrigens hier lernen: *KLICK*
Hier habe ich noch ein kleines Video für dich, mit Tipps, die dir helfen, Inspiration zu finden:
10. Nutze Textcontainer für mehr Tiefe auf dem Flipchart
Lass den Text nicht einfach alleine stehen. Schütze ihn mit einem Kasten drumherum. Das gibt dem Text gleich noch mehr Gewicht. Wenn du mehrere Textcontainer kombinierst, dann erzeugst du gleich noch mehr Tiefe auf deinem Flipchart. Besonders aus der Ferne hat das eine tolle Wirkung.
Sieh mal, hier ein schnell erstelltes Beispiel aus einem Visualisierungstraining:
Aber: Achte trotzdem darauf, dich kurzzufassen.
Zehn mehr oder weniger ausführliche Tipps, die dir bei deinen Flipcharts hilfreich sind. Klar, dass du als Profi andere Ansprüche stellst als zu Beginn. Hier geht es nicht um das Verblüffen, den Applaus oder richtig geile Flipcharts. Aber ich bin sicher, dass deine Teilnehmenden es sehr wohl wahrnehmen, wenn du die eine oder andere kleine Schraube in der Gestaltung drehst.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Umsetzen der Ideen.
P.S. du bist auf den Geschmack gekommen?
Dann erfährst du hier mehr über meine Kurse
Ich freue mich, dich dort zu treffen.
8 Antworten
Sagenhaft! Bin ganz begeistert von deinen tollen Sketches und dem knackigen, liebevollen Text dazu. Vielen Dank für’s (Mit-)Teilen!
Liebe Ania,
wow, ganz lieben Dank für das tolle Feedback. Das freut mich sehr.
Herzliche Grüße
Sandra
Ich finde es großartig. Das einzige Problem, das ich sehe, ist, dass ich immer öfter nur mehr vor Whiteboards stehe und die kann man nicht so schön gestalten wie Flipcharts. Welche Tipps gibt es hier?
Hallo Maria,
oha, ja die blöden Whiteboards. Ich schiebe das immer vor mir her. Aber das stimmt. Ich habe da schon mal herumexperimentiert. Ich nehme das mal als Thema mit auf.
Ich habe bei vielen Veranstaltungen schon meine Flipcharts einfach auf die Whiteboardwände geklebt.
Geht das als 1. Hilfe durch? 😉
Herzliche Grüße
Sandra
Es gibt seit ein paar Jahren die so genannten „Magic Charts“; dies sind Flipchartfolien von der Rolle, aus einem elektrostatischen Kunststoff. Sie haften an nahezu jeder Oberfläche, besonders gut auf Whiteboards.
Einfach ein Blatt von der Rolle abreißen, aufs Whiteboard packen und es hält von alleine. Man kann es danach auch ohne Probleme wieder abnehmen, an eine andere Wand hängen und natürlich auch mitnehmen.
Viele Grüße
Sebastian
Hallo Oliver,
ganz lieben Dank. Das freut mich sehr.
Viel Spaß weiterhin.
Herzliche Grüße
Sandra Dirks
Die Zusammenfassung ist so genial gemacht. Sowohl vom Inhalt wie auch gezeichnet. Einfach Top ihre Tipps. Danke!
Lieber Andreas,
ganz lieben Dank für das Feedback.
Das freut mich sehr.
Herzliche Grüße
Sandra Dirks