Live-Online-Training im Moderatoren-Tandem Teil 2/5: Interviewsituation

Bei einem Moderatorenpaar lauschen wir zwangsläufig einem Gespräch. Das regt meine Fantasie an und lässt auch viel besser Bilder im Kopf entstehen.

Ich belausche außerdem wahnsinnig gerne Menschen, die sich im Restaurant oder im Zug unterhalten. Das kommt mir hier endlich mal zugute. Worüber sprechen die denn so?

Einer fragt, der andere antwortet. Wenn es lustig, oder ziemlich crazy ist, dann schreibe ich sogar die Dialoge komplett mit, man weiß nie, zu welcher Belustigung ich sie vielleicht zitiere.

Ich finde es angenehm, einem eingespielten Moderatorenpaar im Radio zu lauschen, dass sich gekonnt die Bälle zuwirft. Ich höre nur morgens im Bad Radio, so maximal eine halbe Stunde am Tag. Hier will ich auch, du ahnst es, unterhalten werden und nebenbei Informationen aufnehmen. Außerdem liebe ich das MOMA-Morgenmagazin, wenn Dunja Hayali und Mitri Sirin sich die Bälle zuwerfen. Ich finde es großartig, den beiden zuzuschauen.

Großartig finde ich auch die Kombination Barbara Schöneberger und Hubertus Meyer-Burckhardt aus der NDR-Talkshow. Kennst du auch, oder? Sonst schau mal rein. Hier macht es die Unterschiedlichkeit der beiden Moderatoren. Über die Unterschiedlichkeit schreibe ich aber in einem Extra Kapitel. Bleib dran. Heute geht es um Interviewsituationen.

Es gibt zwei Arten des Interviews, die ich hier unterscheide:

1. Smalltalk-Ein- und Ausstieg

Ein paar lockere Fragen zum Einstieg, einige Minuten, bevor die Online-Session richtig beginnt. Frage deinen Moderatorenkollegen nach dem Wetter, dem heutigen Kantinenessen, oder sprecht vielleicht über Fußball. Als Braunschweigerin würde ich mit einem Hannoveraner Kollegen unbedingt mit Fußball einsteigen, auch wenn ich nur wenig Ahnung habe.
So zum Warmwerden, bevor es richtig losgeht. Manchmal sind auch schon die Teilnehmenden dazu geschaltet.

Sehr unterhaltsam empfanden die Teilnehmer auch diese Situation:

Ich:

„Hallo liebe Frau X, schön, dass Sie schon hier sind, lassen Sie uns ein wenig reden, bevor es losgeht, damit die Teilnehmenden, die sich hier nach und nach einfinden auch ihren Ton ein wenig justieren können. Frau X, wo sitzen Sie denn gerade und wie ist das Wet… Ahhhhhh, oh mein Gott! Hier ist eine Spiiiiinnneeee! Sie krabbelt aus dem Blumenstra…Hilf…oje direkt auf …. flllatsch…rrrrrrumms…“ Es rauscht.

Frau X:

„Frau Dirks? Hihi, witzig, huhu?“

Ich *brülle ins Mikro*:

„TOT! Tot isse!“

Frau X:

„Richtig so!“

Applaus im Chat bei den vorhandenen Teilnehmern. Sofortige Zustimmung.

Ich:

„Oh, Verzeihung. Das ist live. Frau X, jetzt sagen Sie doch mal, wo… wie… was…“

So passiert. Das kannste dir nicht ausdenken. Mich bringt ja so leicht nichts aus der Ruhe, aber eine SPINNEEEEE? Auf diese Weise ist übrigens in der Veranstaltung ein Callback (mehr Info zum Callback s. hier in diesem Beitrag von 2017) entstanden, der genau wie im Präsenztraining immer wieder für einen Lachen oder ein Kichern sorgte.

Denk immer daran, dass es noch viele Teilnehmende gibt, die Angst vor Online-Sessions haben- oder vor Spinnen, und die ganz erleichtert sind, wenn sie zu Beginn echte Menschen, mit menschlichen Themen hören. Das dient dem Wohlfühlgefühl. Ich rede hier von den Minuten, unmittelbar bevor Veranstaltung offiziell beginnt. Die ersten Minuten eingeschlossen. Bleibe in diesem lockeren Modus. Dass du Wissen vermittelst, das muss dich nicht in einen stocksteifen Moderator verwandeln. Bitte nicht.
Als Lehrtrainerin ist es mir wichtig, für eine gute Lernatmosphäre zu sorgen. Egal, ob online oder im Präsenztraining.
Wenn  ihr also als Team mit einem kurzen Smalltalk einsteigt, dann unterstützt ihr damit die gute Atmosphäre.
Wenn du in diesem Moment noch eine Spinne tötest, oder die Katze ausnahmsweise aussperren musst, dann zeigt das, dass ihr eben auch Menschen seid.

Sandra Dirks - Fail im Webinar

Cat-Content lauert überall.

Danach sollte es dann aber auch wirklich gut sein mit diesen Störungen. Prüfe, dass ihr wirklich ungestört seid. Dennoch sind Pannen grundsätzlich menschlich.

Richtig schön ist es aber, wenn ihr euch schon mal vorher zu einem lockeren Talk verabredet. Dann ist auch schon die Vertrauensbasis vorhanden.

Die 2. Variante des Interviews ist ein wirkliches echtes Interview:

Als Moderator hast du die Fragen der Teilnehmenden z.B. aus dem Chat gesammelt. Ich kopiere diese Fragen immer in eine GoogleDocs-Datei. Wenn wir im Webinar bei der Fragerunde angelangt sind, dann teile ich das Dokument mit den Fragen, so wie sie sind. Ich sammle die Fragen einfach ohne Schnickschnack, denn hier dient das Dokument dem Fachmann als Gedächtnisstütze. Ein Spickzettel. Aber auch als Kontrolle für die Teilnehmenden, dass ihre Fragen wirklich mit aufgenommen wurden.

Gut, dass ihr alle Fragen notiert habt. So könnt ihr sie strukturiert dem Fachmann stellen. Er kann dann einfach aus der Praxis sprechen.

Diese Interviewrunde kann sowohl irgendwann in der Mitte der Online-Session stattfinden, als auch am Schluss. Ihr könnt die Themen splitten. Wenn Online-Session zwei Schwerpunktthemen enthält, dann macht ihr nach dem Abschluss des 1. Themas die erste Fragerunde. Behaltet dabei aber unbedingt den Zeitrahmen im Auge!

Behaltet immer die Zeit im Blick

Teile die Datei auf der Präsentationsfläche des virtuellen Raums und lies zusätzlich die Frage vor. Das lockert auf, weil du evtl. noch mehr, als nur die Frage beitragen kannst:

„Der Herr … hat die folgende Frage gestellt, nachdem Sie den Inhalt der Folie 27 vorgestellt haben, Frau X. (Hier die Frage einfügen) Was könnten Sie unseren Teilnehmern hier zusätzlich mit auf den Weg geben?“

Klasse wäre dabei, wenn ihr euch im Kamerabild so einander zuwendet, als würdet ihr wirklich nebeneinander sitzen und das Interview führen. Das braucht ein wenig Übung, bringt aber die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf den Punkt. Das macht allerdings nur Sinn, wenn das auf der Online-Plattform so einstellbar ist, dass ihr auch wirklich nebeneinander sitzt.

Damit das Event eine runde Sache wird, solltet ihr auch einen lockeren Ausstieg wählen. Ebenso locker, wie beim Einstieg. Bleibt ruhig noch einen Moment gemeinsam im Raum, während sich die Teilnehmenden langsam verabschieden und kommentiert dies.

Fazit:

Sicher, rein journalistisch und der reinen Theorie nach ist das, was ich im hier vorgestellt habe keine wirkliche Interviewsituation. Gleichzeitig kommen aber auch in diesem Teil die beiden Moderatoren ins Gespräch. Das funktioniert am besten über Fragen. Also doch ein Interview. Hauptsache ist doch, dass ihr es einfach und unterhaltsam rüber bringt. Es lebe die Anschaulichkeit.

1.https://sandra-dirks.de/webcam-einsatz-im-tandem-teil-15-aufgabenteilung/
3.https://sandra-dirks.de/webcam-einsatz-im-tandem-teil-35-unterschiedliche-stimmen/
4.https://sandra-dirks.de/webcam-einsatz-im-tandem-teil-45-pro-contra/
5.https://sandra-dirks.de/webcam-einsatz-im-tandem-teil55-optische-taeuschung

Ganz lieben Dank, dass du diesen Beitrag teilst!

2 Antworten

  1. Hallo Frau Alke,

    vielen Dank, das freut mich. 🙂
    Vorhin durften auch wieder in paar von den kleinen Menschen live mit ins Webinar. Die sind sehr geduldig, preiswert und sie quatschen nicht dazwischen. 😉

    Stimmt, die Fragen vorher einzusammeln, das ist auch ein guter Plan.
    Bei Adobe Connect und Cliqmeet kann man ja die Räume ein wenig einrichten. Während die Präsentation läuft, lassen sich da die Fragen ganz gut sammeln. Bei einem Raumsetting, z.B. edudip muss man das ein wenig drumherum koordinieren. Das hatte ich wohl auch im Sinn beim Blogbeitrag. 🙂
    Ich mag es sehr gerne, wenn die Teilnehmer auf dem Whiteboard aktiv werden.

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
    Sandra Dirks

  2. Hallo Frau Dirks,

    das sind wieder absolute Super-Tipps von Ihnen, vielen Dank! Besonders toll finde ich die Bilder 😀 🙂 – dieser kleinen Leute bediene ich mich auch ganz gerne mal, um Dinge zu visualisieren.

    Fragerunden mache ich mittlerweile immer mit einem vorher angelegten „Google Doc“ (Zeichnung), die ich bei Cliqmeet ganz einfach einfügen kann. Den Link zu diesem Dokument kann ich schon vorher an die Teilnehmer schicken, so dass evtl. sogar vorher schon Fragen aufgeschrieben werden können, aber auch im Webinarraum selbst findet das Fragen-Sammeln weiter statt wie auf einem Whiteboard. Das geht ganz wunderbar.

    Herzlichen Dank für Ihre immer inspirierenden Tipps, die ich gerne weiterempfehle. 😉
    Viele Grüße
    Marit Alke

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