Zwischen pinkem Perfektionismus, XXL-Markern und der Frage: Wie sichtbar will ich wirklich sein?
Actionfiguren überall – und das große Missverständnis
Ein Teil meines Netzwerks war begeistert. Der andere?
Boshaft, zynisch, verächtlich denen gegenüber, die einfach mitspielten. Da las ich Sätze, die den Untergang der Kreativszene heraufbeschworen – wegen einer Actionfigur.
Manche posteten mit Marker und Papier dagegen an, andere rollten innerlich mit den Augen.
Und ich?
Ich dachte: Leute, kommt klar. Wir wollen mehr Digitalisierung – und wenn jemand sich KI spielerisch nähert, ist das doch großartig.
Also: Let’s play!
Die Idee – und der Mann dahinter
Die Actionfigur-Idee stammt von Tasso Mitsarakis. Ich kannte ihn nicht – bis jemand aus meinem Netzwerk seine Figur teilte. Zack, war mein Gedanke: „Tasso, ich will eine Actionfigur von dir!“
Ich recherchierte seinen Prompt, oder besser: den Prompt eines Prompts seines Prompts. Natürlich. Das zeigt auch mein Ergebnis (s. Flipchart-Sandra-Galerie).
Im Webinar mit etwa 200 Leuten zeigte Tasso, wie die Idee entstanden ist – und was er sich dabei gedacht hat. Ich war begeistert. Ich habe mit geklickt, mitgedacht, ausprobiert.
Und ich habe etwas wiederentdeckt, was mir als Visualisierungstrainerin längst klar ist: Der Wert liegt nicht im Bild. Der Wert liegt im Prozess.
Vom Spiel zum Ernst – oder: Sandra vs. Sandra
Was als Spiel begann, wurde schnell zum Casting meines eigenen Selbstbilds.
Ich wollte gut aussehen. Besonders. Authentisch, aber bitte auch vorteilhaft.
Und dann kam der Moment, in dem ich mich selbst ertappte:
Ich kämpfte nicht gegen die KI – ich kämpfte gegen mein Spiegelbild.
Was mich traf: Die KI überzeichnete nicht. Sie spiegelte ungeschönt das, was ich eingegeben hatte. Die Klischees. Die Eitelkeit. Die Unsicherheit.
Und ich merkte:
Wenn das mir schon so geht – wie ist das erst für Menschen, die keine Bühne gewohnt sind?
Da war klar: Das ist keine harmlose Spielerei. Und als Trainerin kann ich sowas nicht einfach so in eine Gruppe werfen.




Diese Erfahrung war ernüchternd und irgendwie so wenig befriedigend. Dann kam das Webinar, es überrollte mich die Kreativität und alles änderte sich. Aber lies selbst.
Die Cupcake-Übung – der kreative Aha-Moment
Im Webinar war eine der Übungsaufgaben: Erstelle Fondantfiguren in einem Cupcake.
Klingt albern – war aber ein echter Perspektivwechsel.
Ich landete bei vier neuen „Cupcake-Sandras“. Nicht perfekt. Aber mit Freude.
Nicht als Methode – sondern als kreatives Training fürs Denken in Bildsprache.
Der Schlüssel war: Ich wollte nichts mehr beweisen. Nur noch ausprobieren.
Und das hat den Prozess auf eine ganz neue Ebene gebracht.
Meine CupCake-Sandras
Einfach zur Übung, einfach um mich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Plötzlich wurde es viel leichter. Ich nehme das an. Im nächsten Schritt habe ich mit dem Prompt gespielt. Was wäre, wenn …?




Dann wollte ich mehr spielen und die Beauty-Ideale waren mir egal





Sie alle gefallen mir viel besser als die Runde 1.
Erkenntnis des Tages
Spring mit Neugier hinein. Nimm dir Zeit. Spiel dich durch.
Nur so funktioniert es. Nicht mit „mal eben schnell“. Nicht mit „zwei Klicks“. Nicht mit „reicht schon“. Finde einen kreativen Dreh, der dich von der Grundfigur ablenkt. Wer wäre nicht gerne eine Fondant- oder Marzipanfigur?
Kritik an der KI? Ja, aber differenziert
Ich hab’s mit KI-generierten Bildern nicht so. Viele davon sind billig, stereotyp, irgendwie leer.
Und ja – ich sage das auch laut: „Boah, ist das hässlich. Geht gar nicht.“
Die Bilder oben finde ich ganz süß, aber ich weiß auch, dass es KI-Bilder sind. Aber: Wenn sich jemand Mühe gibt, wenn ein künstlerischer Prozess sichtbar wird – dann entsteht was. So wie bei mir oben oder eben im Webinar bei Tasso.
Er spielt nicht nur – er reflektiert, entwickelt, probiert.
Das ist der Unterschied zwischen Gisela-Powerpoint und echter Auseinandersetzung.
Und als Methode im Training? Vorsicht.
Ich bin froh, dass ich’s für mich gemacht habe.
Aber als Methode für Gruppen? Da werde ich hellhörig.
1. Selbstbild vs. Fremdbild
Was sehe ich in mir?
Was wünsche ich mir, das andere in mir sehen?
Und was zaubert mir die KI auf den Bildschirm?
Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden, dass ich dicke Oberschenkel und Waden habe. Aber hey, ich hab irre lange Wimpern. Ich liebe meine Wimpern! Die sieht man auf keinem Bild, dazu musst du mich live erleben. Und die Körperform als Barbie? Irgendwann dachte ich: Also so fett bin ich jetzt auch wieder nicht … oder zumindest möchte ich nicht so dargestellt werden.
Die KI zeigt nicht, wer wir sind – sondern wer wir sein wollen. Oder glauben, sein zu müssen.
Sie spuckt Klischees aus. Dicke Frauen in engen Blazern. Schlanke Frauen mit eingefallenen Gesichtern.
Business-Marion – drei Jahre vor der Rente.
Kein Spiegel. Sondern ein Algorithmus, der unser Wunschbild durch seine eigenen Filter zieht.
2. KI-Showdown in Pink
Ich habe – kein Witz – zwei Stunden mit ChatGPT diskutiert. Über 30 Barbies gebaut (s. Ergebnisse aus der 1. Runde ganz oben). Zwischendurch habe ich den Schreibtisch aufgeräumt – auch eine Form der Bewältigung.
Und am Ende: Müdigkeit. Weil nichts so aussah, wie ich mich gerne sehen wollte.
Das ist keine Methode für zwischendurch. Das ist ein Selbsterfahrungstrip.
3. Für Gruppen? Nur mit Kontext
Du hast eine Gruppe, die sich nicht kennt? Ein Thema, das nichts mit Persönlichkeitsentwicklung zu tun hat?
Dann ist das hier toxisch.
Ranking, Vergleiche, Unsicherheit – du öffnest damit eine Tür, für die es keinen Exit gibt.
Ich stelle mir vor, dass ich Teil einer Gruppe bin, die sich bislang nicht oder kaum kennt? Ich merke: Ich will mich gar nicht zeigen – nicht als Cartoon, nicht als Actionfigur? Das Thema des Workshops ist fachlicher Natur und hat nichts mit Persönlichkeitsentwicklung zu tun. Die Trainerin sagt: „So, jetzt nehmt mal ein Foto und gebt den folgenden Prompt ein, blablabla!“
Dann ist das eine Übung, die eher Unbehagen auslöst. Und ganz ehrlich: Ich -Sandra – ich würde vielleicht mitlachen. Ich würde vorgeben, dass ich es witzig finde. Aber ich würde innerlich denken: „Muss das sein?“
In mir löst das großes Unbehagen aus. Ich fühle mich bloßgestellt oder herausgefordert. Vielleicht ist jemand so sexy wie Lara Croft, oder richtig schick oder niedlich? Das ergibt automatisch oder unbewusst so etwas wie ein Ranking, und das ist der Killer für mein Lernen. Wer sich nicht wohlfühlt, lernt nichts!
4. Für den richtigen Kontext? Top!
Wenn es um Selbstbild, Haltung oder Sichtbarkeit geht – dann ja!
Aber nur mit Feingefühl, Vorbereitung, Reflexion. Und einem Prompt, der nicht nach Außenwirkung, sondern nach Innen fragt:
„Stell dir eine Actionfigur von dir selbst vor, die dich liebevoll zeigt – mit deinen persönlichen Highlights. Was magst du an dir? Was macht dich besonders – äußerlich wie innerlich? Welche Superkraft macht dich aus? Beschreib dich so, wie du dich selbst gern sehen würdest – nicht als Ideal, sondern als Lieblingsversion von dir.“
Und wenn du das anleitest:
Frag dich: Passt das zur Gruppe? Zum Thema? Gibt es genug Vertrauen?
Denn was leicht aussieht, ist oft schwerer als gedacht.
Und jetzt?
Ich bin froh, dass ich es gemacht habe – und froh, dass es vorbei ist.
Und dann kommt sie:
Die Flipchart-Version von Sandra – gezeichnet, nicht generiert.
Neugierig? Dann freu dich auf den nächsten Beitrag:
„Flipchart-Sandra – vom KI-Bild zur analogen Heldin“
Darin zeige ich, wie du deine eigene Figur als Flipchart-Figur entwickelst – inkl. methodischer Anleitung für den Einsatz im Training.
Deine
