Artikel aktualisiert 2024 – mit neuen Praxistipps aus dem Trainingsalltag
Flipchart oder Powerpoint: Warum ich oft zum Stift greife
„Warum eigentlich Flipchart? PowerPoint kann das doch auch!“ – diese Frage höre ich in meinen Trainings öfter. Und ja, Folien haben definitiv ihre Berechtigung. Aber gerade bei Arbeitsanweisungen punktet das Flipchart mit einigen echten Vorteilen:
- Du bleibst flexibel und authentisch: Während eine Folienpräsentation starr ist, kannst du beim Flipchart spontan auf die Gruppe reagieren. Ein zusätzlicher Pfeil hier, eine Ergänzung da – du passt dich einfach dem Gesprächsverlauf an.
- Du schaffst Nähe zur Gruppe: Beim Visualisieren entsteht etwas gemeinsam mit den Teilnehmenden. Sie sind live dabei, wenn sich das Bild entwickelt. Das ist viel spannender als fertige Folien und schafft eine ganz andere Atmosphäre im Raum. Ich habe in solchen Situationen oft das Gefühl, dass ich wirklich näher mit der Gruppe zusammenrücke, weil ich das Flipchart manchmal wirklich näher an die Menschen heranrücke.
- Perfekt für Gruppenarbeit: Die Arbeitsanweisung kann auf einem Mini-Flipchart mit in den Gruppenraum wandern. Oder du reißt das Blatt einfach ab und gibst es der Gruppe mit. Das geht mit einer PowerPoint-Folie nicht.
- Dauerhaft sichtbar: Während eine Folie verschwindet, sobald der Beamer aus ist, bleibt die Arbeitsanweisung auf dem Flipchart für alle sichtbar – auch während der Gruppenarbeit. Das gibt Orientierung und spart Zeit, weil niemand nochmal nachfragen muss.
- Du bist unabhängig von Technik: Kein Beamer, der streikt. Kein Adapter, der fehlt. Keine Sorge um den richtigen Anschluss. Ein Flipchart funktioniert immer – besonders wichtig, wenn du die Gruppen auf verschiedene Räume verteilst.
- Du unterstützt das Lernen: Wenn etwas Schritt für Schritt entsteht, können die Teilnehmenden besser folgen und sich die Inhalte merken. Gerade bei Arbeitsaufträgen ist das richtig wichtig!
Weniger ist mehr – auch beim Text (nicht nur bei den Bildchen)
In jedem meiner Visualisierungstrainings komme ich irgendwann an diesen einen Punkt: „Weniger ist mehr!“ sage ich dann, und die Teilnehmenden nicken dankbar. Aber – und jetzt kommt’s – meistens beziehe ich mich dabei nur auf die Icons, diese kleinen Bildchen, die wir so herrlich aus den Grundformen zaubern können.
Verzückt visualisieren wir dann alle gemeinsam mit Rechtecken, Kreisen, Dreiecken und sogar Schlangenlinien. Das ist meist das absolute Highlight im Training, weil sich schnell Erfolge zeigen und die Ideenmaschinen in den Köpfen auf Hochtouren laufen. Mir ging’s damals genauso, als ich mein erstes Visualisierungstraining besuchte.
Aber was ist eigentlich mit den Texten? Die sind oft der unsexy Part im Visualisierungstraining. Zeit, das zu ändern!
5 geniale Tricks für kürzere Flipchart-Texte
1. Der Twitter-Trick (ja, der funktioniert immer noch!)
Stell dir vor, du hast nur 140 Zeichen – wie früher bei Twitter. Verrückt? Vielleicht. Aber es funktioniert! Ich kann ein Lied davon singen, wie oft ich selbst an einem Tweet herumgefeilt habe, nur damit das von den Zeichen her passt. Manchmal habe ich auch einfach geschummelt und großzügig auf Satzzeichen verzichtet. Diese Beschränkung zwingt dich automatisch, auf den Kern deiner Aussage zu fokussieren.

2. Die magische Drei-Satz-Formel für Arbeitsanweisungen
So einfach geht’s:
- „Bis wann?“ → Ein kleiner Wecker oder eine Uhr dazu gemalt, fertig!
- „Wer macht was?“ → „Schreibt bitte…“ (Ja, so kurz!)
- „Wie?“ → „… auf die Moderationskarten“
Pro-Tipp: Ich habe mir mal eine kleine Sammlung an selbstklebenden Moderationskarten für kurze Erklärungen zu Arbeitsformen und typischen Anweisungen erstellt, die ich immer wieder gerne nutze.


3. Dein Flipchart-Baukasten: Die Vorlage-Technik
Ich weiß, du willst dich vielleicht nicht in ein starres Visualisierungskorsett einschließen lassen. Aber manchmal ist es gut, wenn Dinge stetig sind. Teile dein Flipchart clever ein:
- Oben: Eine knackige Überschrift (die darf auch mal witzig sein!)
- Mitte: Dein Haupttext (siehe magische Drei-Satz-Formel)
- Unten: Platz für deine coolen Visualisierungen oder Container mit Anweisungen zu Gruppengröße (z.B. 4er-Gruppe), Zeit (15 Min.) und Ort (Raum Weitblick).

Joa, ist ein bisschen schief. Aber es ist ja auch nur die ungefähre Vorlage. Dafür reicht es doch, oder?

Gut, thematisch ist das jetzt nicht sehr alltäglich, fällt aber in die Prüfungsvorbereitung.



4. Der Mini-Me-Trick: Erst klein, dann groß
Früher hatte ich mir sogar mal ein Flipchartblatt designed und auf DIN A5 drucken lassen. Das habe ich dann auch als Visitenkarte ausgegeben, nachdem ich mit potentiellen Kunden darauf herumgescribbelt hatte. Für mich selbst sah das oft echt hässlich aus – aber das war völlig okay!

Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut mir diese Kritzeleien helfen, wenn ich die Flipcharts für eine Veranstaltung plane. Ja, du hast richtig gehört: Ich plane meine Flipcharts im Voraus. Auch wenn ich sie vielleicht am Ende live im Training erstelle, habe ich mir doch schon vorher Gedanken über den Aufbau gemacht. Das gibt übrigens auch Sicherheit – und das sieht man deinen Flipcharts später an! Ich nenne das auch gerne „geplante Spontaneität“. Ein kleiner Tipp für alle, die beim Live-Visualisieren manchmal das Gefühl haben, ihnen würde nichts einfallen: Die Vorplanung ist dein Backup, dein Sicherheitsnetz. Damit kannst du dann im Training viel entspannter und – ja – auch spontaner sein.

5. Plan B für Text-Overflow
Wenn’s mal zu viel Text wird:
- Verteile deine Inhalte im Raum: Schreib jeden Arbeitsschritt auf ein separates A3-Blatt und häng sie nacheinander im Raum auf. Die Teilnehmenden „wandern“ dann quasi von Information zu Information. Das bringt nicht nur Bewegung in den Raum, sondern macht auch lange Textpassagen verdaulicher. Übrigens: Eine spannende Variante dieser Methode ist die „Posterwanderung“ – dazu findest du in meinem Blog einen eigenen Artikel mit allen Details.
- Kleb einfach ein vorbereitetes Arbeitsblatt drauf
- Oder sag’s einfach! Mündlich? (revolutionär, ich weiß!)
Praxis-Hacks, die dein Leben leichter machen
Die Gruppenfindungs-Revolution
Als Trainierende sind wir manchmal übervorsichtig – ich kann mir da auch an die eigene Nase fassen. Nicht selten haben wir den Wunsch, alles ganz detailliert erklären zu wollen. Aber hey: Ein simples „Findet euch in 3er-Gruppen!“ reicht völlig. Manchmal reicht sogar eine kleine Zeichnung mit drei Strichmännchen und einem Verbindungspfeil – die Teilnehmenden verstehen schon, was gemeint ist. Die Welt dreht sich weiter, versprochen.
Bitte die Teilnehmenden, sich auf diesem Flipchart einzutragen, oder erledige du das. Dann hast du alles, was du brauchst. Eine Idee, wie ein solches Flipchart aussehen soll, das findest du hier im Blogbeitrag „Menschen auf der Mauer“.

Hier findest du den Link zum Blogbeitrag „Menschen auf der Mauer“.
So kannst du die umfangreiche Aufgabe, vielleicht auch noch mit ergänzenden Texten einfach ans Flipchart hängen, den Teilnehmenden aber die grundsätzliche Vorgehensweise, also den Auftrag neben dem Auftrag, übersichtlich mitteilen.

Wenn deine Aufgabe aus mehreren Teilaufgaben besteht, die unbedingt in ungekürzter Weise aufs Papier gebracht werden müssen, dann nimm einfach KEIN Flipchart.
Ja, du hast richtig gelesen. Punkt.
Abkürzungen & Co.
- Nur Abkürzungen nutzen, die alle kennen
- Wähle einen einheitlichen Stil und bleib dabei: Wenn du zum Beispiel Aufzählungspunkte mit Strichen machst, dann nicht mittendrin auf Pfeile oder Punkte wechseln. Gleiches gilt für deine Schrift – bleib entweder bei Druckbuchstaben oder Schreibschrift, mix nicht wild durcheinander. Das sieht nicht nur professioneller aus, sondern ist auch leichter zu lesen.
- Lass Bilder für dich sprechen
Dein Weg zum Textkürzungs-Ninja
Klar, das Kürzen braucht erstmal Übung. Aber deine Teilnehmenden werden es dir danken! Statt Textflut gibt’s jetzt klare, knackige Ansagen mit Stil. Und das Beste: Du hast endlich Platz für deine fancy Visualisierungen statt vollgeschriebener Flipcharts!
Wie kürzt du eigentlich deine Texte fürs Flipchart? Hast du noch andere Tricks auf Lager? Ich freue mich auf deine Kommentare und Ergänzungen hier unter dem Beitrag!

Du möchtest mehr zum Gestalten von Flipcharts lernen? Dann empfehle ich dir unbedingt diesen Kurs:
