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Lobkärtchen oder Menno, kann man das nicht auch mal wertschätzen?

Neulich habe ich auf einem Shopping-Streifzug diese herrlichen Lobkärtchen gefunden und gekauft. Kann man ja immer gebrauchen. Schöne Idee! Aber ist das wirklich so einfach?

Ich hatte schon von einer Kollegin gehört, dass Sie beim Coaching auf der Fläche im Einzelhandelsbetrieb gerne etwas Ähnliches verteilt, wenn Sie während der Coaching-Phase eine tolle Leistung entdeckt. Sie hat sich ganz individuelle Kärtchen zusammengestellt. Ein tolle Idee, sofern sie dann ein Lob ausspricht, unterstützt sie dies mit einer kleinen Karte.
Von meiner Oma habe ich mal etwas über Fleißkärtchen gehört. Es soll Lehrer geben, die diese nette Tradition wieder aufgreifen.
Der Schriftsteller Michel Birbaek berichtete während einer Lesung, dass sein Vater auch gerne kleine Zettel mit Lob oder einfach nur einem „Dankeschön!“ verteilt hat, wenn er Servicemitarbeitern eine Freude machen wollte. Die wären dann auch immer ganz aus dem Häuschen gewesen. Ein süße Idee!
Und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Beispiele fallen mir ein.

Begeistert von dieser energievollen Idee beschriftete ich meine Lobkärtchen mit meinem Namen +meinem Stempel und steckte mir einen kleinen Stapel davon ins Portemonnaie. Ein Lob ist herrlich! Ich weiß ja was passiert, wenn jemand mich lobt oder mir ein Kompliment macht: Ich falle vor Begeisterung fast in Ohnmacht und möchte auf der Stelle hopsen. Nein, das mache ich natürlich nicht.

Meistens bekomme ich hektische rote Flecken und heiße Ohren vor Freude. Sieht immer komisch aus. Vielleicht sollte ich mir doch angewöhnen zu hopsen. 🙂

Jetzt habe ich diese Karten im Portemonnaie und einen großen Stapel noch zu Hause. Aber es fällt mir total schwer, diese Karten einfach auszugeben. Oft denke ich:

„Wow, ich bin überrascht! Superlieb! Ja, das war schon sehr nett. Aber wäre das nicht schleimig, jetzt zu loben? Von der Karte mal ganz zu schweigen.“ –

Dann bedanke ich mich nett und verlasse den Laden oder das Restaurant. In diesem Augenblick habe ich die Leistung dann auch schon wieder vergessen.
Puh, was für ein Geständnis!

Bitte nicht falsch verstehen, ich bin kein Muffelkunde! Ich bin nur zu feige, oder vergesse einfach ungewöhnliche Leistungen von Dienstleistern auch mal besonders zu wertschätzen.

Ist es nicht schade, dass einem solche Gedanken durch den Kopf laufen? Komische Welt…

Gestern aber gab es gar keine andere Lösung. Ich musste einfach diese Karte verteilen. Ich war mit meiner Mutter einkaufen und in einem SB-Dekoladen wurden wir derart zuvorkommend und charmant bedient, dass ich einfach sagte:

„Jetzt wird es Zeit für ein Lobkärtchen!“

Irritiert schaute meine Mutter mich an: „Eine was?“ – Statt einer Antwort wandte ich mich bereits mit einer „Sehr gut“-Karte winkend an den Kassierer. He, der war sofort aus dem Häuschen und freute sich total über diese kleine Karte und das Lob. Versprach sie gar auf die Kasse zu kleben. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Das Beste daran: Er fühlte sich gut, ich fühlte mich auch gut. Also mal ehrlich, das kann ich jetzt wirklich öfter machen. 🙂

Wie ist es bei dir? Geht dir ein spontanes Lob – mündlich oder schriftlich – so ganz einfach über die Lippen?
Freue mich, von deinen Erfahrungen hier zu lesen.

Ganz lieben Dank, dass du diesen Beitrag teilst!
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Sandra Dirks

Hi, ich bin Sandra Dirks! Als Facilitatorin, Autorin, Bloggerin und YouTuberin bringe ich über 25 Jahre Erfahrung in die Gestaltung interaktiver und unterhaltsamer Workshops mit. Warum ich das mache? Ich hab’ so Spaß daran, Menschen zu inspirieren, um ihre Kreativität und ihren Humor herauszukitzeln – und das ganz praxisnah!

7 Antworten

  1. Lob annehmen, was für ein Thema! In meinen Seminaren bewerten sich die Teilnehmer auch immer gegenseitig. Die Aufgabe, die ich allen stelle lautet: Nennen Sie zwei Dinge, die Ihnen positiv aufgefallen sind und eine Sache, die sich entwickeln läßt. Gerade am Anfang des SEminars fällt es den meisten Teilnehmern extrem schwer Lob bzw. Positives mit anderen zu teilen. Bisher habe ich das immer mündlich durchgeführt.

    Allerdings gefällt mir die Idee mit den Lobkärtchen bzw. kleine schriftliche Lobkarten einzuführen. Diese könnten die Teilnehmer dann mit ins Leben außerhalb des Seminars mitnehmen. Danke für die Anregung.

    Wenn ich selbst unterwegs bin, dann liebe ich es anderen zu sagen, wenn mir etwas besonders gut gefällt. Für alltägliche Dinge, die zum Service gehören gibt es kein extra Lob. Für Dienstleistungen, die außer der Reihe passieren, gibt es immer ein Danke oder ein Lob. Interessant ist immer, die verlegenen Reaktionen der Gelobten zu beobachten. Schade, dass unsere Gesellschaft Loben so wenig unterstützt.

    Herzliche Grüße
    Judith Torma G

  2. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es in meiner Grundschulzeit sog. „Lesekärtchen“ gab. Wenn wir davon 5 zusammen hatten, dann konnten wir die gegen ein schönes Bild eintauschen. Das war für mich als Kind immer toll.
    Ob unsere heutigen Kinder damit zu „locken“ wären, wage ich zu bezweifeln.
    Aber ich glaube, dass es viele Menschen freut, wenn so ein unverhofftes Lob, und dann noch in Form eines Kärtchens, gegeben wird, zuerst einmal für Verlegenheit sorgen könnte (wer kann heute noch gut Lob annehmen?) , aber dann kann ich mir das Lächeln danach gut vorstellen.

  3. Liebe Zamyat,

    Dankeschön für diesen Hinweis. Witzig finde ich, dass ich nach dem Verfassen des Blogeintrags gestern mein Seminarkonzept für nächste Woche überarbeitet habe und die schöne Übung von Dorothea ebenfalls eingebaut habe.
    Das ist wirklich eine schöne Übung, die die Sinne schärft. 🙂
    LG
    Sandra

  4. Oh wie schön! Das gefällt mir.
    Und erinnert mich an die schönen „Plus-Kärtchen“, die ich von meiner Kollegin Dorothea kennegelernt habe und die wir in Seminaren öfter eingeführt haben.

    In Kürze:
    Als Einführung geht es darum, dass es eben auf unseren Fouks ankommt, ob uns schöne und positive Sachen auffallen oder eher, wenn etwas nicht so funktioniert. In der Tat fallen uns ja immer schneller Dinge auf, die gerade nicht klappen, die „reiben“, Fehler etc.

    Nun also als Übung: immer wenn jemand sich über einen anderen Teilnehmer freut, weil der was nettes gemacht hat oder was Tolles gesagt hat oder was auch immer, schreibt derjenige, dem das auffällt einen Satz auf eine Karte (warum er ihm das Plus-Kärtchen schenkt) und überreicht es demjenigen dann- sofort oder in der Pause. So sammeln alle fleißig Plus-Kärtchen und natürlich freut sich jeder riesig.
    Die Herausforderung besteht darin, wirklich aufmerksam zu sein und positives wahrzunehmen!

  5. Liebe Kunsttussi ;-),

    Dankeschön für Deinen Kommentar. Ich finde superschön, was Du dort erlebst. Ja, ich kann mir das sogar richtig gut vorstellen. Ich muss jetzt wohl auch mal demnächst eine Führung bei Dir mitmachen. Wird ja Zeit! Die Geschichte mit dem Gedicht finde ich auch wirklich rührend und mir würden da ganz sicher auch ein paar Tränchen in die Augen schießen. Da ist es wieder: das Glück! 🙂
    Ich finde es auch wichtig, dass Du noch mal schreibst, dass das Kärtchen nur in Begleitung eines ausgesprochen Lobes diese Wirkung hat. Das sehe ich ganz genauso.

    Lieben Gruß
    Sandra 😎

  6. Lobkärtchen *hach* was für eine rührende und sehr schöne Idee. Auch ich hatte diese Kärtchen schon in der Hand. Und in meinem Job als Museumspädagogin, die Scharen von Besuchern durch die unterschiedlichsten Ausstellungen führt, hätte ich des Öfteren gerne mal so ein Kärtchen an Kollegen verteilt oder selbst auch gerne welche bekommen. Wie schön wäre es, wenn man zusätzlich – nicht anstatt – zu einem lauten Applaus der Gruppe, einem Anruf im Sekretariat des Museums, bei dem die Gäste von einer „Offenbarung“ sprechen ein farbig gefasstes Kärtchen mit einem Lob bekäme. Eine Erinnerung, die sofort einen Platz an meiner Pinnwand fände. Und wenn sie dann noch pink wäre 🙂 Eintauschen würde ich solcherlei Kärtchen jedoch nicht gegen die Gedichte, die mir geschrieben auf feinem Briefpapier zugesandt werden oder die rührseligen Reden, die der Leiter einer Seniorengruppe im Museum nach einer Führung für mich hält… eine Rede, die er, bevor er wusste wie meine Führung ausartet, brav zu Hause mit schon zitternden Hand geschrieben hat. Der Moment der Übergabe, ob verbal oder materiell, rührt mich jedoch meist zu Tränen oder zumindest zu einem Kloß im Hals und ich weiß genau in solchen Momenten, warum ich diesen Job mache und für wen ich ihn mache. Das erfüllt mich mit Glück. Und ich finde, dass in Zeiten wie diesen, genau solche Lobkärtchen in Jedermanns Täschen stecken sollten. Wer sagt, dass man Menschen, die mit spürbarer Freude ihre Arbeit verrichten, die uns wirklich individuell betreuen / beraten / bedienen nicht ein Stück dieses guten Gefühls zurück geben darf? Jeder, der weiß wie es ist für Dinge gelobt zu werden, die einem am Herzen liegen, bekommt mit diesen Lobkärtchen die Möglichkeit anderen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, diese zu motivieren und ihnen eine unvergessliche Erinnerung zu bescheren. Also: warum nicht? Wir sollten uns trauen! Auch, wenn es Überwindung kostet…
    Und vielleicht sind diese Lobkärtchen auch eine Methode die Kollegen drum herum zum Nachdenken und Nachmachen zu animieren 🙂

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