Sandra Dirks - Anleitungen visualisieren

Warum du für jede Übung eine Anleitung am Flipchart brauchst

Neulich während der Stiftvisite kam die Sprache auf das Thema „Arbeitsanweisungen visualisieren“.

Eine Teilnehmerin sagte:

„Ach, macht ihr das alle? Schreibt ihr das alles IMMER auf?“

Daraufhin folgte unterschiedliches Gemurmel, und ich hörte mich herumklugscheißern:

„Ja, das ist wichtig.“

Eine Teilnehmerin pflichtete mir bei, und ich begann meine Beweggründe dazu zu erklären.

„Das wäre auch ein prima Thema für einen Blogbeitrag.“, dachte ich, und jubilierte innerlich denn ich hatte mir vorgenommen in 2017 hier besonders hilfreich zu sein.

Darum findest du hier heute drei Vorteile, für das Visualisieren deiner Arbeitsaufträge, z.B. am Flipchart.

Voilà!

Vorweg ein Geständnis:
Ich gebe zu, manchmal ergreift mich eine spontane Visualisierungsfaulheit, und ich stelle den Teilnehmern die Aufgabe einfach mündlich. 

Aber, im nächsten Moment bereue ich das dann auch schon mal, denn dann muss ich entweder die Aufgabe nochmal erklären, oder es gibt Missverständnisse in der Ausführung der Aufgabe.

In diesen Momenten denke ich: „Hättste mal besser!“

Zuvor die Frage:

Was sind Arbeitsanweisungen?

Im Seminar arbeite ich mit vielen aktiven Methoden. Sei es, dass die Teilnehmer etwas als Gruppenaufgabe erledigen sollen, oder in Partnerarbeit, oder jeder für sich allein.

Mir dient dies nicht als Beschäftigungstherapie, sondern das bildet den Grundstock aktiven Lernens. Hier sind die Teilnehmer alle in den Lernprozess mit eingebunden.
Oft hört man leider: „Ach, da schicke ich die Leute in die Gruppenarbeit, und dann sollen die mal machen.“

Dann wird halbherzig die Aufgabe verkündet:

„Findet Euch in 6er-Gruppen zusammen, und fasst bitte den Text im Skript von Seite 12 bis 100 zusammen. Findet außerdem drei Kernaussagen, und schreibt sie auf ein Flipchart.“

Zack, das ist ein Arbeitsauftrag. Nicht sehr motivierend, aber die Teilnehmer sind beschäftigt. Oha! 🙁

Ich sage ja nicht, dass meine Teilnehmer Gruppenarbeiten immer total geil finden, aber ich möchte schon, dass alle einen möglichst großen Lerneffekt haben, indem sie sich aktiv beteiligen. Da ist es mir wichtig, dass die Teilnehmer genau verstehen, was zu tun ist, und darum erkläre ich vorher auch noch, warum diese Übung gerade jetzt stattfindet. Auf das Flipchart schreibe ich dann, was zu tun ist.
Manchmal ist die Aufgabe auch etwas komplexer, dann formuliere ich die Aufgabe auf einem Arbeitsblatt. Eckdaten, wie z.B. Kleingruppengröße, Ziele, Dauer schreibe ich dann auf ein Flipchart.

5. Visuelle Inspiration der Woche 13

Dazu habe ich in diesem Blogbeitrag mal ein Beispiel gezeichnet. Schritt für Schritt. Schau mal hier vorbei: *KLICK*

[su_box title=“Drei Vorteile, wenn du die Arbeitsanweisungen für alle sichtbar auf einem Flipchart notierst“ box_color=“#d91575″]

1. Vorteil: Das Warum, die Wertschätzung und der Wohlfühlfaktor

2. Vorteil: Zeitfaktor

3. Bessere Lösungen/ Ergebnisse auf dem Punkt

[/su_box]

Das Warum, die Wertschätzung und der Wohlfühlfaktor

Es ist die Grundfrage, die hier wichtig ist:

Warum machen wir das überhaupt alles?

Im besten Fall, weil es uns wichtig ist, dass die Teilnehmer das Thema aufnehmen. Wir haben unser Lieblingsthema, und glücklicherweise dürfen wir als Fachleute unser Thema weitergeben. Ist das nicht toll?

Wenn es mein Lieblingsthema ist, dann möchte ich, dass sich die Teilnehmer auch ganz besonders wohlfühlen. Wäre ja super, wenn die Teilnehmer am Abend den Raum verlassen, und wenn mein Lieblingsthema jetzt auch deren Lieblingsthema geworden ist. Vielleicht nicht zu 100%, aber auf jeden Fall ist es im Teilnehmerfokus.

Das ist der Grund, warum ich mit verschiedensten Möglichkeiten versuche, den Raum ’schön‘ zu gestalten, z.B. mit vielen visuellen Anreizen.

Ansprechende Flipcharts gehören für mich auf jeden Fall dazu, zur Begrüßung, als Programmablauf, Lernziele, Erwartungen, erste kleine Aufgaben im Raum.
Daneben noch ein paar zusätzliche Reize, z.B. Blumen, einen gut gefüllten Materialtisch, einen thematisch passenden Büchertisch, kleine Geschenke für die Teilnehmer auf den Sitzplätzen. Getränke im Raum.

Dazu gehören im Verlauf dann auch noch die Regeln für die gemeinsame Arbeit.
Zur Sicherheit noch das Thema „Fotos und Video“, um zu klären, was mit Fotos und Videos aus der Veranstaltung geschieht, oder nicht geschehen darf.

Du siehst, hier gibt es viele Möglichkeiten, deine Visualisierungskenntnisse möglichst vielfältig einzusetzen. Einfach machen.

Selbstverständlich möchte ich auch wissen, wer hier sonst noch so ist. Erst wenn ich als Teilnehmer das weiß, dann bin ich bereit, mich aktiv zu beteiligen.

Natürlich werde ich als eher ruhige Teilnehmerin nicht zur Schnabbelschnute, aber die Wertschätzung samt Wohlfühlfaktor zeigen mir, dass ich hier richtig bin, und in einer sicheren Umgebung lernen kann. Auch Teilnehmer, die ein sehr strukturiertes Umfeld brauchen, die kommen hier auf ihre Kosten.

Wenn die Trainerin auch noch sagt, dass die Teilnehmer hier sogar Fehler machen dürfen, na dann ist die Welt doch echt in Ordnung. Oder?

[su_note note_color=“#d91575″ text_color=“#ffffff“ radius=“11″]Dazu gehört, dass ich jede Arbeitsanweisung aufschreibe. Die Teilnehmer wissen immer was ihre Aufgabe ist. Wenn sie sich nicht mehr sicher sind, ob sie mit der Gruppenarbeit noch auf dem richtigen Weg sind, dann schauen sie sich noch mal die einzelnen Arbeitsschritte auf dem Flipchart an.[/su_note]

Auch die Teilnehmer sehen das wohlwollend. Hier einmal zusammengefasst, was mir Teilnehmer dazu in den letzten Jahren zurückgemeldet haben:

„Der/Die nimmt sich die Zeit, das alles für mich zu dokumentieren.
…macht sich Gedanken.
…will mich nicht nur sinnlos beschäftigen.
…nimmt mich ernst.
…schafft eine gute Atmosphäre.
…macht Lust aufs Mitmachen.“

Das fühlt sich doch gut an, oder?

  1. Zeitfaktor

Ja, du kannst dir die Zeit, die du benötigst, um das Chart mit der Arbeitsanweisung zu schreiben, sparen. Du musst ja eh immer so viele Fragen beantworten, weil keiner ordentlich liest.

Pfui, was denkst du denn von deinen Teilnehmern, hm?

Klar, auch wenn du die Aufgabe aufschreibst, dann kommen trotzdem noch Fragen. Macht ja nix. Du bist ja im Grunde sowieso dort, um Fragen deiner Teilnehmer zu beantworten, und überhaupt wird in Seminaren und Trainings so ganz allgemein viel diskutiert.
Wenn du die Aufgabe aber gar nicht erst aufschreibst, dann musst du viel öfter diese Frage beantworten:

„Was soll’n wir jetzt ganz genau machen?“

Also sparst du am Ende mit einer kurzen Beschreibung der Aufgabe doch die Zeit. Zeit, die der Gruppenaufgabe zugutekommt.

Wenn du nun also die Arbeitsaufgabe notierst, und es kommen noch Fragen zur Aufgabe, dann könnte es auch ebenso gut sein, dass du die Aufgabe noch nicht klar genug formuliert hast.
Da sind Fragen, die ich mir stelle, während ich die Anweisung auf einem Chart notiere.

„Geht es vielleicht noch klarer?“

Gerade wenn es besonders viel Text ist, der auf dem Flipchart platz finden soll, dann stelle ich mir oft die Frage:

„Was kann ich weglassen? Was kann ich einfacher formulieren?“

Auch, weil ich manchmal zu faul bin, viel Text auf ein Chart zu schreiben, stelle ich mir immer wieder diese Fragen. Ich finde es viel schöner, wenn das Chart übersichtlich bleibt.

Sei ehrlich

Grundsätzlich sparst du dir viel Erklärungszeit, wenn du die Aufgabe oder Arbeitsanweisung für deine Teilnehmer wohl durchdacht auf einem Flipchart notierst.
Grundsätzlich lohnt sich auf jeden Fall die Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn du wirst deine Aufgaben sicherlich öfter nutzen. Schließlich handelt es sich hier um dein Fachthema.

Was tun, wenn du bestimmte Aufgaben immer wieder benötigst?

Klar kannst du dein vorbereitetes Flipchart immer wieder verwenden, aber es sieht trotz aller Vorsichtsmaßnahmen irgendwann einfach nicht mehr schön aus.

Eine Idee wäre, dass du dir dein Chart abfotografierst, und dass du es im Smartphone, oder sogar als Ausdruck für dein Skizzenbuch konservierst. So mache ich das. Im Laufe der Jahre entsteht eine schöne Sammlung. Selbstverständlich behältst du immer nur die gut gelungenen Charts.

Seit einiger Zeit nutze ich dafür auch gerne Pinterest. Hier baue ich jetzt so nach und nach meine Sammlung ein. Selbstverständlich nur für Charts, die ich auch öffentlich verwenden darf.
Du kannst deine Sammlung aber auch als persönliche Entwicklungsgalerie nutzen.
Das ist toll. Ich finde das sehr motivierend.

Aus deinem Fundus heraus kannst du dann ganz einfach, und mit der Zeit ganz schnell ein Aufgabenflipchart zaubern.

Sandra Dirks - Flipchart mit anleitung zum Experten - Speeddating

Hier ein sehr verkürztes Anleitungschart für die Wiederholungsübung Experten- Speeddating. Mehr dazu findest du hier.

Super praktisch ist es natürlich auch, wenn du dir deine Vorlagen für Flipcharts gleich in deinen Trainerleitfaden kopierst.

Die 2. Möglichkeit ist, dass du z.B. mit dem Neuland-Projektbuch arbeitest. Das ist kein Schnäppchen, aber es bietet so viel Platz für viele Ideen. Klar, du könntest dir auch eine PowerPoint-Sammlung anlegen, aber ein wenig handgearbeitete Authentizität kommt viel charmanter rüber. Das kannst du mir glauben. Außerdem bist du mit dem Projektbuch viel flexibler im Raum, und musst nicht immer den Beamer ausrichten.

In der Vergangenheit habe ich hier im Blog schon über das Projektbuch geschrieben. Schau mal hier.

Du kannst dir für dein Thema im Projektbuch verschiedene Aufgabenbeschreibungen oder Anweisungen vorbereiten. Das habe ich für verschiedene Themen gemacht, die mir immer wieder begegnen. Das ist sehr praktisch, und die Charts sind durch das Buch besser geschützt.

Methodenquickies Material endecken visualisiert von Sandra Dirks

Methodenquickies 5 Antworten visualisiert von Sandra Dirks

Mehr Ideen dazu findest du in den beiden Blogbeiträgen: Didacta 2012 Teil 1 und Didacta 2012 Teil 2

Zugegeben: Viele der Charts würde ich heute zeichnerisch anders umsetzen, aber die Idee finde ich immer noch klasse.

[su_note note_color=“#d91575″ text_color=“#ffffff“ radius=“11″]KLAR: Du kannst die Aufgabe selbstverständlich auch auf ein Arbeitsblatt, oder in die Seminarunterlage schreiben. Sofern die Aufgabe wirklich sehr umfangreich ist, und es dazu viel Text bedarf. Oder um den Teilnehmern Platz für eigene Notizen einzuräumen. Aber dabei geht auch der persönliche Charme verloren. Schließlich ist es deine Veranstaltung, und nicht die von XYZ. Also zeig dich, indem du noch eine kleine zusätzliche Erklärung auf dem Flipchart servierst. [/su_note]

  1. Bessere Lösungen/ Ergebnisse auf dem Punkt

Dieser dritte Tipp liegt jetzt schon auf der Hand. Die Gruppe ist gut vorbereitet, und kann sofort anfangen.

Aus meiner Erfahrung heraus verbringen Gruppen oft wertvolle Zeit damit, überhaupt noch mal intensiv zu besprechen, was die Aufgabe ist. Selbstverständlich müssen alle zu Beginn der Gruppenarbeit ins Boot geholt werden, aber wenn die Aufgabe grundsätzlich verstanden wurde, auch dank deiner Visualisierung, dann sind die Teilnehmer tatsächlich schneller im Bilde und arbeitsfähig.

Die kleinen Saboteure…

Klar gibt es manchmal kleine Saboteure, die entweder gerade ein Thema mit dem Thema, oder mit sich selbst haben, und deshalb nicht so richtig an die Aufgabe drangehen. Sich in Kleinigkeiten zu verlieren, oder dem Trainer die Schuld geben, dass die Aufgabe doof ist, oder eben nicht klar genug. Tritratrullala.
Du kannst das thematisieren oder ignorieren, je nachdem, welchen Einfluss dieses Verhalten auf die Gruppe und deren Arbeitsfähigkeit hat. Selbstverständlich hängt das auch mit deiner Trainingserfahrung zusammen. Im Laufe der Zeit habe ich dafür gute Antennen entwickelt. Es ist dann nur eine Frage des Auftrags, ab ich das zum Thema mache, oder es ignoriere. So lange die Arbeitsfähigkeit gewährleistet ist, und mit dem Auftraggeber nichts anderes vereinbart wurde, kann ich über viele Dinge hinwegsehen. 😉

Der ganz normale Fall ist es aber, dass die Gruppe ernsthaft an der Aufgabe arbeitet, wenn die Aufgabe als sinnvoll erkannt wird. Davon gehen wir mal aus, denn alles andere wäre wirklich Zeitverschwendung.

Meine Beobachtung ist, dass die Ergebnisse viel passgenauer sind, weil die Gruppe viel fokussierter arbeitet.

[su_note note_color=“#d91575″ text_color=“#ffffff“ radius=“11″]Ein weiterer Vorteil: Oft beklagen sich Trainer, dass sich die Teilnehmer weniger enthusiastisch für ein Thema interessieren, oder dass sie weniger mit einzelnen Teilnehmern ins Gespräch kommen. Meine Erfahrung ist, dass ich mit Teilnehmern im Rahmen dieser Gruppenaufgaben besser thematisch ins Gespräch komme, weil den Teilnehmern Ziel und Zweck dieser Aufgaben eher bewusst ist. Das wiederum sichert den Transfer nach der Veranstaltung. [/su_note]


Beim Warming Up darf es aber schnell gehen, oder? Klar!

Ups, nach allen diesen guten Vorsätzen, ist mir doch glatt vor zwei Wochen dies passiert:

Sandra Dirks - wilde Anleitung

„So, dann kommt mal alle hier in die Mitte, und macht ein schönes Ei!“ – Antworten: „Echt? Jetzt schon so sofort nach der Mittagspause?“ oder „Och, da brauch‘ ich aber einen Moment.“ oder „Machste aber vorher Fenster auf, oder?“

Ich wollte nur eben schnell ein Warming Up nach der Mittagspause einleiten. Gut wäre es, wenn man sich dazu schon klare Sätze bereitgelegt hat. Auch wenn man die Übung schon ewig kennt.
Dumm, wenn man zuviel will.

Der Klassiker: Du möchtest, dass sich die Teilnehmer im Kreis aufstellen. Rein vom Platz her wird das meistens eh nur ein Ei – ein Oval. Dann findet sich da IMMER mindestens ein Riesenspaßvogel, der anmerkt, dass es sich hierbei ja nicht um einen Kreis handele, sondern bestenfalls um ein Ei. Ein Riesengag, ein Brüller, wie man in Fachkreisen sagt, den ich mir, uns und dem Riesenspaßvogel hier ersparen wollte.
Mist, ich hatte den Sparwitz selbst gemacht.

Für so ein Warming Up (Auflockerungsübung) braucht es meistens nicht vieler Worte. Hier eher der Tipp, dass du dir die 2-3 Sätze im Trainerleitfaden notierst, um sie dann schnell aufzusagen, oder vorzulesen. Das ist gar nicht schlimm.

Was sind deine Erfahrungen? Visualisierst du alle Arbeitsaufträge?

Ganz lieben Dank, dass du diesen Beitrag teilst!

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